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Russlands Präsident Wladimir Putin.

© Alexey MAISHEV / SPUTNIK / AFP

Ukraine-Invasion Tag 189: Warum eine russische Generalmobilmachung ausbleiben könnte

Putin kommt nicht zu Gorbatschow-Trauerfeier, IAEA-Inspektoren am AKW Saporischschja. Der Überblick am Abend.

Erst vor wenigen Tagen hatte Russlands Präsident Wladimir Putin die Vergrößerung der russischen Armee per Dekret angeordnet. Wie genau die Vergrößerung vollzogen werden soll, scheint Experten unklar. 

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Russland hat zahlreiche Tote und Verletzte durch den Ukraine-Krieg zu beklagen und versucht seit Monaten, seine Truppen mit Anwerbungsaktionen aufzustocken. Selbst bei den Söldnern der Wagner-Gruppe werden nach britischen Geheimdiensterkenntnissen inzwischen bereits abgelehnte oder kriminelle Bewerber angenommen. Russische Nationalisten hatten daher zuletzt auch wieder eine Generalmobilmachung gefordert.

Warum dies noch immer nicht geschehen ist, hat nun die „New York Times“ versucht zu ergründen (Quelle hier). Die Zeitung hat etwa per Telefon mit einem ehemaligen Separatistenführer und Kriegsbefürworter gesprochen, der es eine „himmelschreiende Ungerechtigkeit“ nennt, dass das Leben in Moskau genauso weitergehe wie vor dem Krieg. Während Soldaten ihr Leben an der Front riskierten, lebten viele im Land „ein absolut entspanntes Leben“, beklagt er sich.

Die Zeitung schreibt, dass Putin laut Experten darauf bedacht sei, ein Gefühl der Normalität aufrechtzuerhalten, auch um öffentliche Gegenreaktionen zu verhindern. So sagt etwa der kreml-nahe politische Analyst Sergej Markow der „New York Times“: „Eine von Putins wichtigsten philosophischen Paradigmen lautete von Anfang an, als er an die Macht kam: Lasst die Menschen in Ruhe.“

Er führt weiter aus: Idealerweise sollten sie diese spezielle Militäroperation so gut wie gar nicht bemerken. Sie sollte ihr Leben in keinster Weise beeinträchtigen.“ 

DIE WICHTIGSTEN NACHRICHTEN DES TAGES IM ÜBERBLICK

  • Russlands Präsident Wladimir Putin nimmt nicht an der Trauerfeier für den verstorbenen Michail Gorbatschow teil. „Der Zeitplan des Präsidenten erlaubt es ihm nicht, anwesend zu sein“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Unklar ist auch, ob ausländische Gäste zur Beerdigung reisen könnenMehr dazu hier.
  • Die Bundesregierung will in der Gaskrise ein weiteres sogenanntes schwimmendes Flüssiggas-Terminal einsetzen. Neben den vier bereits gecharterten komme jetzt ein fünftes, staatlich gemietetes dazu, kündigte das Wirtschaftsministerium an. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Der russische Ölkonzern Lukoil hat den Tod seines Vorstandschefs Rawil Maganow bekannt gegeben. Maganow sei an den Folgen einer „schweren Krankheit“ gestorben, teilte das Unternehmen mit, Medien berichten dagegen von einem Fenstersturz. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Die Beobachtermission der Internationalen Atombehörde IAEA ist im Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine eingetroffen. Das berichtet die ukrainische Atombehörde Enerhoatom auf ihrem Telegram-Kanal. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Finnland hat die Einreisebestimmungen für Touristen aus Russland verschärft. Die Behörden des EU-Mitgliedslands vergeben nun pro Tag statt etwa 1000 nur noch etwa 100 Termine an russische Bewerber für ein Touristenvisum. 
  • Russland hat der Republik Moldau offenbar mit militärischen Maßnahmen gedroht, sollte die Sicherheit russischer Truppen in der von Separatisten beherrschten Region Transnistrien bedroht werden. Damit riskiere Moldau einen militärischen Konflikt mit Russland, erklärte Außenminister Sergej Lawrow.
  • Russland hat die EU-Entscheidung, die Einreise für russische Staatsbürger zu erschweren, verurteilt und vor möglichen Gegenmaßnahmen gewarnt. „Dies ist schlecht für Russen, es wird länger dauern und schwieriger sein, ein Visum zu erhalten“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.
  • Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich für das Fortsetzen eines Dialogs mit Russland ausgesprochen. „Wer will schon, dass die Türkei das einzige Land ist, das mit Russland spricht?“, sagte Macron in einer Rede vor französischen Botschaftern und Botschafterinnen.
  • Die ukrainischen Streitkräfte haben ihre Offensive im Süden der Ukraine fortgesetzt und britischen Geheimdiensten zufolge mit Langstreckenraketen russische Logistikstandorte angegriffen.
  • Russland kann dem US-Geheimdienst zufolge nicht genug Soldaten für den Krieg in der Ukraine mobilisieren. „Das russische Militär leidet unter erheblichen Mangel an Soldaten in der Ukraine“, sagt ein mit der Angelegenheit vertrauter Mitarbeiter des US-Geheimdienstes unter der Bedingung der Anonymität.

HINTERGRUND UND ANALYSE

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