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Auto bitte stehen lassen! Das Umweltbundesamt hat eine neue Idee für die Fastenzeit.

© Wolfgang Kumm/dpa

Fastenzeit und Migration: Weniger ist schwer

Die einen üben sich zur Seelenmassage im Kurzzeitverzicht - die anderen sind vorm Elend des Dauer-Verzichts geflohen. Das kann schon mal krachen. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Ariane Bemmer

Nicht so viel konsumieren, kein Fleisch essen, keinen Fisch, keinen Zucker, kein Fett, nicht so viel Auto fahren, nicht rauchen, nicht trinken, keine Plastiktüten benutzen, keinen Atomstrom: Die häufigsten Aufforderungen an die Bürger der westlichen Wohlstandswelt lauten, etwas vom bisher Gewohnten zu unterlassen, weil es global oder individuell beklagenswerte Folgen hat.

Das Gebot der Stunde – erst recht in der am Mittwoch beginnenden Fastenzeit – lautet: Weniger ist mehr. Weniger ist aber auch schwer. Das Belohnungsgefühl, das ein Nicht-Machen auslöst, ist immer indirekter als beim Machen. Ja, man kann der Aufforderung des Umweltbundesamts folgen und bis Ostern 40 Tage lang das Auto stehen lassen – dem Klima zuliebe. Man kann bis Ostern auf Schokolade verzichten – dem Body-Mass-Index zuliebe. Und auf Alkohol, der Leber zuliebe. Man kann, aber man muss nicht. Man freut sich nach 40 Tagen, dass man es geschafft hat, und kann dann weitermachen wie vorher. Der freiwillige Verzicht ist eher ein Seelenthema.

Der bedenkenlose Wunsch nach Konsum und Haben-Wollen

Und vielleicht ist das auch Teil des schwierigen Verhältnisses zu Migranten. Viele von ihnen kommen schließlich beseelt von ungetrübten Träumen und Hoffnungen, sind getrieben vom völlig bedenkenlosen Machen- und Habenwollen. Das Verzichten war für manche von ihnen der Grund zur Flucht. Davon wollen sie hier nichts mehr hören.

Eine Aufnahmegesellschaft im Modus der alles zurückschraubenden Post-Bedürftigkeit und eine große, konsumhungrige Einwanderungsbewegung. Das muss vielleicht sogar knirschen oder auch mal krachen, und das ist auch nicht schlimm – solange man daraus keine Feindbilder macht.

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