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Menschen am Strand von Xiamen.

© Hector RETAMAL / AFP

Der Strand, von dem man nach Taiwan blickt: Wenn über die Badenden ein Marschflugkörper saust

Würde der Konflikt zwischen China und Taiwan eskalieren, wäre Xiamen wohl der Ausgangspunkt. Trotzdem ist man entspannt: „Krieg? Das interessiert mich nicht.“

Nur wenige Kilometer ist die chinesische Urlaubsregion Xiamen von Taiwan entfernt. Doch am Strand von Xiamen ist von möglicher Kriegsgefahr nichts zu spüren: An der von Palmen gesäumten Promenade in der chinesischen Urlaubsregion geben sich die Einwohner sorglos.

Frischverheiratete Paare posieren für Fotos, Besitzer führen ihre Hunde aus, Kinder spielen im Sand. „Ein Krieg? Nein, das interessiert mich nicht“, sagt der junge IT-Spezialist Hwang, während er am Strand entlangspaziert.

Die chinesische Küstenstadt Xiamen liegt nur wenige Kilometer von den Penghu-Inseln entfernt, einer taiwanisch verwalteten Inselgruppe kurz vor Taiwan. Würde der militärische Konflikt zwischen Festland-China und dem Inselstaat eskalieren, wäre der Strand von Xiamen womöglich einer der Ausgangspunkte.

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Am Dienstag und Mittwoch hatte die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, ungeachtet chinesischer Warnungen Taiwan besucht und damit eine diplomatische Krise ausgelöst, am Donnerstag begann China daraufhin ein großangelegtes Militärmanöver nahe der taiwanischen Küste.

Hwang scheint das nicht zu kümmern. Er stammt aus der Provinz Fujian im Südosten Chinas, in der Xiamen liegt. Da seien die Einwohner „Spannungen in der Taiwanstraße gewohnt“, sagt er.

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„Wir leben damit seit Jahrzehnten“, fügt er mit Blick auf den seit 1949 schwelenden Konflikt zwischen China und Taiwan hinzu: Während die Regierung in Peking Taiwan als abtrünnigen Teil seines Territoriums ansieht, betrachtet die taiwanische Regierungspartei unter Führung von Präsidentin Tsai Ing-wen die Insel als souveräne Nation und als unabhängig von China.

„Es könnte jederzeit etwas passieren“, sagt Hwang. Doch das sei nicht sehr wahrscheinlich, auch wenn der Pelosi-Besuch „das Gleichgewicht gestört“ habe. „Also machen wir uns keine Sorgen.“

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Zheng Dahai sieht das anders. „Ich denke und hoffe, dass es keinen Krieg gibt", sagt der 30-jährige Vater, der gerade mit seinem Sohn ein Strandzelt im Sand befestigt. „Ein Konflikt hätte Auswirkungen auf uns, unser Leben“, sagt er. Auch Verletzte hält er für möglich.

Im Hintergrund ragt Kinmen aus dem Meer, eine Insel mit rund 100.000 Einwohnern. Im Laufe der Geschichte ist es den kommunistischen Machthabern Chinas nie gelungen, sie zu erobern. Somit verblieb sie unter taiwanischer Kontrolle.

„Wir wollen keinen Krieg, wir wollen in Frieden und gegenseitigem Respekt leben“, sagt ein älterer Mann. Er kommt jeden Tag zum Strand von Xiamen, um zu schwimmen. „Andererseits“, gibt er zu bedenken, „wenn du mich nicht respektierst, mich sogar bedrängst, steht das auf einem ganz anderen Blatt.“ Ob der Gegner stärker sei oder nicht - er würde dann kämpfen, sagt er - ungeachtet seines Alters.

Ein Stück entfernt nehmen Touristen ein Selfie auf. Im Hintergrund ist ein meterhohes Denkmal zu sehen, das Xiamens besondere Lage illustriert. Es besteht aus acht chinesischen Figuren, die einen patriotischen Spruch in Richtung Taiwan hinausrufen. „Ein Land, zwei Systeme: vereint China“ steht auf dem Spruchband. Es spielt auf den politischen Kompromiss an, auf dessen Grundlage Hongkong und Macau in den 90er Jahren unter chinesische Herrschaft zurückkehrten.

„Taiwan ist ein untrennbarer Teil von China“, sagt Hu, ein 40-jähriger Jogger im gelben Sporttrikot. Gerade hat er mit ausgiebigen Dehnübungen begonnen. Er deutet kurz hinüber in Richtung Inselstaat. Früher oder später werde auch Taiwan ins Mutterland zurückkehren, sagt er ruhig. (AFP)

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