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Benedikt hat sich aus dem Ruhestand erneut zu einem heiklen Thema in der katholischen Kirche zu Wort gemeldet und sich gegen eine Aufweichung des Zölibats ausgesprochen. In einem Buch spricht er gemeinsam mit dem konservativen Kardinal Sarah von einer «dunklen Zeit», die das Priestertum durchschreite, wie es in einer Mitteilung des Verlags Ignatius Press heißt.

© Vatican Media/dpa

Wer’s glaubt!: Der Papst, der Ex-Papst und der Zölibat

Zwei Tage Debatte über Joseph Ratzingers Beitrag zum Wert des Zölibats – und jetzt war alles nur ein Missverständnis? Wohl nicht.

Und jetzt soll das alles gar nicht so gemeint gewesen sein? Ex-Papst Benedikt XVI. will doch keine Kirchenspaltung betrieben haben. Nein, im Ernst: Joseph Ratzinger und sein Beitrag zum Buch des erzkonservativen Kardinals Robert Sarah aus Guinea über den Wert des Zölibats – das soll alles nur auf einem Missverständnis beruhen.

Georg Gänswein, Kurienerzbischof und in einer Person sowohl Präfekt des Päpstlichen Hauses, will sagen: Hofmarschall von Papst Franziskus, und Privatsekretär Benedikts, stellt es so dar: Im Sommer 2019 hat Benedikt einen Text über das Priestertum geschrieben; den Text hat er Sarah zur Verfügung gestellt, auf dessen Bitten hin; Benedikt hat auch gewusst, dass der Text in dem Buch erscheinen, aber nicht, dass er Ko-Autor sein soll. Dazu will er Sarah nicht autorisiert haben. Wer’s glaubt!

Benedikt sollte mal besser nicht schlecht über Kardinal Sarah sprechen. Denn erstens hat der seinen Briefwechsel mit dem gewesenen Papst aufgehoben; da kann noch einiges veröffentlicht werden, was dann auch wieder erklärungsbedürftig wird.

Zweitens ist die Vorstellung, dass Ratzinger keine Ahnung davon hat, was geschieht, wenn er sich dogmatisch gegen den Einsatz von „Viri probati“ äußert, von Verheirateten zum Feiern der Messe in entlegenen Regionen, mehrschneidig. Hat er es nicht verstanden, lässt das Zweifel an der tradierten Sicht auf ihn als einen großen Geist, einen scharfen Denker zu. Das wäre Ratzinger dann entweder nicht – oder er ist alt geworden. Bei 92 Lebensjahren wäre das auch kein Wunder.

In jedem Fall hätte aber Gänswein, der Diener beider Herren, eine Vorstellung davon haben müssen, was geschieht, wenn der eine, der nicht mehr aktive, dem anderen, dem aktiven Heiligen Vater widerspricht. So viel (kurien-)politisches Verständnis sollte einem Kurienerzbischof schon zuzutrauen sein.

Eine nicht vorhandene Stellung noch einmal ausgereizt

Zumal Gänswein beide kennt, Ratzinger und Franziskus, für beide arbeitet, für Benedikt sorgt, und er auch wissen kann, dass der argentinische Papst sich zum Zölibat noch zu verhalten gedenkt. Franziskus, dessen Wort gilt.

Jetzt ist es so: jeder an seinem Platz. Joseph Ratzinger, zurückgetretener Bischof von Rom, Papst emeritus, hat weder den Namen Benedikt abgelegt noch das päpstliche Gewand, noch hüllt er sich in Schweigen, noch hat er sich in ein Kloster zurückgezogen. Was er hätte tun müssen, wenn es der Papst verlangt hätte.

Stattdessen hat er seine Stellung, eine, die es so gar nicht gibt, noch einmal ausgereizt. Das war das letzte Mal. Privilegien kann Ratzinger immer noch verlieren. Und seinen Ruf endgültig.

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