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Max Otte, neuer Vorsitzender der "Werte-Union"

© imago/Jürgen Heinrich

„Werte-Union“ wählt AfD-nahen Vorsitzenden: Diese Personalie könnte für Laschet zum Problem werden

Die „Werte-Union“ wählt den AfD-Sympathisanten Max Otte zum Vorsitzenden. CDU-Kanzlerkandidat Laschet hatte die Gruppe zuletzt „suspekt“ genannt.

Von Robert Birnbaum

Ob der Vorgang für Armin Laschet zum Problem wird oder dem CDU-Chef und Kanzlerkandidaten im Gegenteil zumindest mittelfristig eins vom Hals schafft, ist noch nicht ausgemacht.

Klar ist nur, dass der in der „Werte-Union“ organisierte rechte Rand der CDU sich mit einer Personalentscheidung sehr weit nach rechts manövriert hat. Seit Samstagabend ist Max Otte neuer Vorsitzender der von der Partei nicht anerkannten Organisation.

Der 56-jährige Ökonom saß bis vor kurzem im Kuratorium der AfD-nahen Desiderius-Erasmus–Stiftung. Er hat auch sonst wenig Berührungsängste nach rechtsaußen. So wenig, dass seine Wahl bei der Hauptversammlung in Fulda selbst in der Werte-Union für Aufruhr sorgt.

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Der Verein hätte Otte 2019 schon einmal fast rausgeworfen, als er nach dem Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke den Medien Hetze gegen eine „rechte Szene“ vorwarf, „was immer das ist“. Der damalige Werte-Union-Chef Alexander Mitsch ging scharf auf Distanz, Otte löschte danach den Tweet und entschuldigte sich bei Lübckes Familie.

Mitsch trat jetzt nicht mehr zur Wahl an. Seine Nachfolge kommentierte er gegenüber der dpa mit dem Satz: „Ich bin sicher, dass die große Mehrheit der Mitglieder weiterhin zwar eine Politikwende, aber keine Zusammenarbeit mit der AfD oder Linken will.“

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Mit der Wahl Ottes verträgt sich das aber nicht. Der hatte schon 2020 dem damaligen Vorsitzenden in Sachen AfD-Kooperation ausdrücklich widersprochen: „Mit wem soll die Werte-Union sonst zusammenarbeiten?“

Otte ist im Rechtsmilieu vernetzt, bezeichnet Friedrich Merz gelegentlich als „Cheflobbyist der Wall Street“ und tritt auch schon mal bei einer „Querdenken“-Demo als Redner auf.

Mitglieder denken über Spaltung und Austritt nach

In der „Werte-Union“ mit ihren etwa 4000 Mitgliedern könnte Ottes Wahl zur Spaltung führen. Die unterlegene Kandidatin Juliane Ried (CSU) hatte zuletzt noch einen Artikel des Berliners Philipp Lengsfeld als lesenswert gepostet. Der prophezeite, mit einem Vorsitzenden Otte führe der Weg des Vereins weg vom Versuch, die Partei auf einen anderen Kurs zu bringen, zur Radikalisierung und aus der CDU heraus. Ehemalige Führungsmitglieder der "Werte-Union" denken jetzt über den Austritt nach.

Die Partei selbst äußert sich amtlich nicht zu dem Vorgang in dem Verein, der nicht Teil der Partei sei. Junge-Union-Chef Tilman Kuban dürfte aber für die gesamte Parteiführung sprechen, als er twitterte, die Selbstauflösung wäre der richtige Schritt: „Das hat mit CDU nichts mehr zu tun.“

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Laschet selbst hatte die Truppe kürzlich als „suspekt“ bezeichnet. Das sollte zugleich als verdeckte Distanzierung vom prominentesten Mitglied der „Werte-Union“ verstanden werden, dem Ex-Verfassungsschutzchef und Thüringer CDU-Direktkandidaten Hans-Georg Maaßen. Der wird sich auch fragen müssen, ob ihm die Mitgliedschaft nicht ab jetzt mehr schadet als nützt.

Für die politische Konkurrenz dagegen ist der Vorgang kurz vor der Wahl in Sachsen-Anhalt naturgemäß ein gefundenes Fressen. Die AfD gratulierte, SPD, Grüne, Linke und FDP hingegen forderten Laschet zu Konsequenzen auf. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil verlangte vom Kanzlerkandidaten der Union den Ausschluss aller CDU-Mitglieder, die „der AfD die Hand ausstrecken“.

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