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Benjamin Adrion hat die Fußballschuhe gegen ein Wasserprojekt getauscht, aus dem inzwischen eine Firma geworden ist: Viva con Agua.

© promo

Viva con Agua: Wie ein Ex-Fußballer die Welt verbessert

Benjamin Adrion ist vom Fußballprofi zum Entwicklungshelfer geworden. Hunderttausenden hat er geholfen. Wie mit "Viva con Agua" aus einer "Schnappsidee" ein erfolgreiches Unternehmen wurde.

Von Katrin Schulze

Eine „Schnapsidee“ hat es Benjamin Adrion einmal genannt, was gleich im doppelten Sinne falsch war. Denn erstens hatte die Sache mit Wasser zu tun und zweitens ist daraus inzwischen ein so erfolgreiches Projekt geworden, dass er gleich mehrfach dafür ausgezeichnet wurde – mit dem Bundesverdienstkreuz zum Beispiel. Benjamin Adrion ist Gründer und Geschäftsführer von Viva con Agua, einer Initiative, die sich für eine bessere Trinkwasserversorgung in armen Ländern einsetzt.

Das ist nicht unbedingt ein Job, mit dem man einen früheren Fußballprofi in Verbindung bringen würde. Aber Adrions Engagement begann schon, als er noch für den FC St. Pauli aktiv war. Genauer gesagt nach einem Trainingslager des Hamburger Klubs auf Kuba. Damals, im Jahr 2005, beobachtete er, wie schwierig es war, die Kleinen in Kindergärten mit Wasser zu versorgen. Wie sie Wasser zuerst abkochten, nur um es danach wieder zu kühlen. Es war der Moment, in dem die „Schnapsidee“ geboren wurde.

Trinkwasserspender für Kinder auf Kuba

Kaum war Adrion wieder zurück in Hamburg, startete er mit dem Geldersammeln. Das Ziel: 150 Kindergärten auf Kuba mit Trinkwasserspendern auszustatten, was erstaunlich gut klappte. „Es war nicht absehbar, dass es so schnell und reibungslos klappt“, sagt er. Und machte deshalb gleich weiter.

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Fußball wurde mehr und mehr zur Nebensache, der Leistungssportler wurde mit 27 Jahren zum hauptberuflichen Entwicklungshelfer, wenn auch noch kein superprofessioneller. In das Büro der Initiative, das eigentlich Adrions WG war, passten seinerzeit nicht mehr als ein paar ehrenamtliche Helfer rein.

Zehn Angestellte und ein Ex-Fußballer

Acht Jahre später sieht das ganz anders aus. Zehn Festangestellte sitzen in einem Großraumbüro mitten im Hamburger Kiez, insgesamt lebt das Netzwerk mittlerweile von 6500 Unterstützern. Was auf Kuba begann, hat sich bis nach Uganda, Äthiopien und Indien ausgebreitet. Überall dort ist Viva con Agua zusammen mit der deutschen Welthungerhilfe aktiv – und hat schon mehr als 200 000 Menschen den Zugang zu frischem Wasser erleichtert. „Wasser ist die Grundlage von fast allem, daran kann man eine konkrete Entwicklung nachvollziehen“, sagt der Gründer. Das muss Menschen erst einmal vermittelt werden, die einfach den Hahn aufdrehen und Trinkwasser als Selbstverständlichkeit ansehen.

Benjamin Adrion ist es wichtig, vor Ort nicht nur technische Lösungen anzubieten, sondern auch über die ökologische Bedeutung des Wassers aufzuklären. Manchmal bringt er dafür Fußballer oder Rapper mit in die betreffenden Regionen. Soll heißen: Die Welt zu verbessern, kann cool sein und Spaß machen! Und dennoch, wenn auch in lockerer Ausführung – Adrion ist inzwischen ein echter Geschäftsmann. Seit 2010 verkauft er mit seiner Initiative abgefülltes Quellwasser auch flaschenweise. Reich werde er dadurch nicht, sagt er. „Dann müsste ich mir einen anderen Job suchen.“ Vielleicht würde der ihn aber nicht so glücklich machen.

Wer verändert die Welt? Die meisten Revolutionen beginnen ganz klein, mit einer „Schnapsidee“ oder mit einem großen Zorn auf die Verhältnisse. Wir stellen sieben Menschen vor, deren Engagement ganz schnell über sie selbst hinausgewachsen ist, im Guten wie im Schlechten. Allen gemeinsam ist, dass sie zunächst allein eine Sache ins Rollen gebracht haben – und nicht allein geblieben sind. Dies ist der erste Teil einer Serie.

Die bereits erschienenen Teile der Serie finden Sie hier:

Die Missionarin: Oby Ezekwesili setzt sich für die in Nigeria entführten Mädchen ein.

Die Modekönigin: Rania von Jordanien hat im Ausland mehr Fans als zu Hause.

Der Preisgeber: Mo Ibrahim macht gute Präsidenten reich.

Die Aufklärerin: Lorella Zanardo will das Fernsehen verändern.

Der Warner: John Prendergast hat mit seinem Bild vom Genozig die amerikanische Sudanpolitik geprägt.

Der Wertsetzer: Christian Hiß hat mit der Regionalwert AG eine neue Form der Förderung für den Ökolandbau erfunden.

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