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Politik: Wie man Ärzte aufs Land verschickt

Berlin - Im monatelangen Ringen um eine Reform der medizinischen Versorgung und die bessere Verteilung von Ärzten in Deutschland zeichnet sich eine Einigung ab. Bei einem Treffen der Koalitionsexperten in der Nacht zum Mittwoch habe man „zu 85 Prozent“ Konsens erzielt, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jens Spahn (CDU).

Berlin - Im monatelangen Ringen um eine Reform der medizinischen Versorgung und die bessere Verteilung von Ärzten in Deutschland zeichnet sich eine Einigung ab. Bei einem Treffen der Koalitionsexperten in der Nacht zum Mittwoch habe man „zu 85 Prozent“ Konsens erzielt, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jens Spahn (CDU). Letzte strittige Punkte würden am Donnerstag geklärt. Man beabsichtige, das Gesetz zum Januar in Kraft treten zu lassen, hieß es im Gesundheitsministerium. Deshalb wäre es „hilfreich, noch in dieser Woche zu einem Ergebnis zu kommen“.

Im Kern geht es bei dem Vorhaben darum, mehr junge Mediziner in ländliche Regionen zu locken. Vorgesehen ist dafür nach den Koalitionsplänen dreierlei: finanzielle Zuschläge, zeitliche Entlastung und die Zusicherung, nach gewisser Zeit auch wieder in einen Ballungsraum wechseln zu dürfen. Wegen der größeren Zahl von Privatpatienten verdienen Ärzte dort nicht nur besser, sie müssen auch keine langen Wege zu den Patienten zurücklegen, können ihre Arbeitszeit leichter begrenzen und profitieren für sich und ihre Familien von besserer Infrastruktur.

Um die Nachteile für Landärzte auszugleichen, soll an zahlreichen Schrauben gedreht werden. So sollen die Mediziner nicht mehr unbedingt am Praxisort wohnen müssen, bei Notdiensten durch die Kliniken unterstützt und per Telemedizin stärker entlastet werden. Gleichzeitig soll die Versorgungsplanung flexibler und kleinräumiger werden. Mit ihrer Forderung, dafür große, regionale Versorgungsausschüsse einzurichten, konnte sich die Union jedoch nicht durchsetzen.

Uneinig sind sich die Koalitionäre noch beim geforderten Aufkauf von Arztsitzen in überversorgten Regionen. Man wolle den Eindruck vermeiden, dass es dabei um „eine Art Enteignung“ gehe, hieß es im FDP-geführten Ministerium. Und neben dem Problem der Wertermittlung stelle sich die Frage, ob dies überhaupt weiterhelfe. Die Unterversorgung bestimmter Regionen lasse sich ja nicht einfach dadurch beseitigen, dass man anderswo Überversorgung abbaue.

Am Nachmittag traf sich Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) in Berlin mit seinen Länderkollegen, die auf mehr Kompetenzen bei der Ärzteverteilung drängen. Nach der Vorstellung des Bundes sollen sie in den zuständigen Gremien zwar mehr Mitspracherechte erhalten, ein echtes Stimmrecht soll ihnen dort aber weiterhin versagt bleiben.

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