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Mike Mohring (CDU) am Freitag vor der Presse in Berlin.

© AFP

Nach dem Debakel in Thüringen: Wie Mike Mohring anderen die Schuld zuschob

Mike Mohring hat hoch gepokert und verloren. Er redet wie ein Wasserfall, nur von eigener Verantwortung ist nichts zu hören.

Von Robert Birnbaum

Der Mann, der einmal Hoffnungsträger war, steht im dünnen Anzug vor der frostigen CDU-Zentrale und redet wie ein Wasserfall. Mike Mohring hat seit dem Wahlabend in Thüringen, aus dem die CDU mit 21 Prozent gerupft hervorging, sehr viel verbockt. Jetzt macht er alle anderen für das Debakel verantwortlich.

Er habe alle, auch die Bundesvorsitzende, gewarnt vor den Tricks der AfD, sagt er. Er habe jeden Einzelnen gefragt, „ob er mit der Situation umgehen kann“, wenn die AfD den FDP-Mann Thomas Kemmerich mit zum Ministerpräsidenten wählt. „Ich hab’ in allen zuständigen Parteigremien gewarnt vor einem Tsunami!“

Von einem Versuch, den Tsunami zu verhindern, ist im Wortschwall nichts zu hören. Im CDU- Präsidium hält ihm ein Landesvorsitzender kühl entgegen, er habe also seinen Laden nicht im Griff.

Mohring hat hoch gepokert und verloren.

Dabei hätte er leicht zum heimlichen Herrscher Thüringens werden können. Bodo Ramelows rot-rot-grünes Minderheitsbündnis braucht für jedes Gesetz Stimmen aus der Opposition. Ramelow hätte Politik von Mohrings Gnaden machen müssen.

Doch der 48-Jährige wollte sichtbar an der Macht teilhaben. Der Abgrenzungsbeschluss des CDU-Parteitags gegen AfD und Linke stand im Weg. Mohring warf der Bundesführung vor, alles wäre einfacher gewesen, wäre sie „unaufgeregter“ damit umgegangen. Es gebe einen „Wahrnehmungsunterschied“ zwischen Berlin und denen von Ort.

Abgang in Würde?

Doch was ihn selbst betrifft, ist der gering. Auch in Erfurt haben sie von Mohrings Volten genug. In Berlin weicht er der Frage aus, erst Annegret Kramp-Karrenbauer beantwortet sie: Ja, Mohring habe in der Nacht in ihrem Beisein in der Landtagsfraktion den Rücktritt in Aussicht gestellt. Zeugen berichten von einem fast flehentlichen Auftritt: Man möge ihm nur bis Mai Zeit geben für einen Abgang in Würde!

Er wurde zugestanden. Doch im Wortschwall kam „Rücktritt“ nicht vor. Eine Neubewerbung ließ er offen. Da reichte es denen in Erfurt: Man werde Mohring eben jetzt zur Klarheit zwingen. Parteichef ist er noch. Aber auch das Amt wird ihm nicht bleiben.

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