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Gesucht wird: ein/e Missbrauchsbeauftragte/r: Wo bleiben die Nachfolger für Johannes Rörig?
Die Zahlen zu Missbrauch werden immer erschreckender, und die Aufklärung stockt. Die Bundesregierung sollte das wichtige Amt endlich neu vergeben. Ein Kommentar.

Stand:
Staufen, Lügde, Bergisch Gladbach, Münster - Städtenamen als Chiffren für monströse Missbrauchsfälle in Johannes Rörigs mehr als zehnjähriger Amtszeit. Er war Missbrauchsbeauftragter der Bundesregierung. War ist das Stichwort - sein Posten ist verwaist, die Nachfolge bisher ungeklärt. Dabei hatte Rörig, 62, seinen Rückzug schon im Dezember 2020 angekündigt. Und das Amt - ein Team, dem Bundesfamilienministerium zugeordnet - ist unverändert herausragend wichtig. Das Versagen weltlicher Behörden und kirchlicher Instanzen muss weiter offengelegt, die Konsequenzen für Verwaltung, Polizei, Justiz, Klerus müssen weiter vorangetrieben werden. Es nimmt ja auch nicht ab, das Ausmaß sexueller Gewalt gegen Kinder.
Studien besagen, dass in jeder Schulklasse mindestens ein Kind mit Missbrauchserfahrungen sitzt. Und der Horror im Internet hat in Corona-Zeiten noch deutlich zugenommen. Der Koalitionsvertrag ist ein Fortschritt; die Ampel will das Beauftragtenamt gesetzlich absichern, eine unabhängige Aufarbeitung der Fälle notfalls gesetzlich regeln. Das Wort von einer vom Bundestag eingesetzten „Wahrheitskommission“ macht die Runde. Nur duldet die Umsetzung trotz all der anderen wichtigen Entscheidungen dieser Tage wenig Aufschub. Die Politik darf nicht erst Tempo aufnehmen, wenn es wieder einen monströsen Missbrauchsfall zu beklagen gibt.
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