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Politik: Zeuge der Folter

Der Deutsch-Syrer Zammar sitzt seit Monaten unter Terrorverdacht in syrischer Haft – er soll dort misshandelt worden sein

Von Hans Monath

Im Hamburger Prozess gegen den mutmaßlichen Helfer der Todespiloten vom 11. September, Mounir El Motassadeq, gerät erneut das Schicksal eines Mannes in den Mittelpunkt, der in Deutschland Mitglieder für Terrorcamps geworben haben soll: Der Deutsch-Syrer Mohammed Haydar Zammar gilt Ermittlern als Schlüsselfigur bei der Formierung der Hamburger Terrorzelle um Mohammed Atta. Das Hanseatische Oberlandesgericht will die Bundesregierung nun zwingen, Aussagen des 41-jährigen Zammar freizugeben, die sich im Besitz des Bundesnachrichtendienstes befinden und von der Politik mit einem Sperrvermerk versehen wurden.

Allerdings könnten sich die Verhörprotokolle als juristisch wertlos erweisen. Denn möglicherweise wurden die Aussagen unter Folter vom syrischen Geheimdienst erpresst. Zammar soll schon seit dem Spätherbst 2001 in Damaskus inhaftiert sein.

Die „Washington Post“ berichtet nun unter Berufung auf einen ehemaligen Mithäftling des Deutsch-Syrers, Zammar sei dort zumindest im März 2002 unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten und gefoltert worden. Der marokkanische Zeuge berichtet, der 150-Kilo-Mann mit Doppelpass sei im Far-Falastin-Gefängnis in einen fensterlosen Raum von einem Meter Breite und einem Meter Länge gepfercht worden.

Zammar war nach Verhören durch deutsche Behörden untergetaucht und im November 2001 in Marokko festgenommen worden. Zwei Wochen später wurde er verdeckt nach Syrien ausgeflogen. Sein Schicksal offenbare die „unschöne Kehrseite des Kriegs gegen den Terrorismus“, schreibt die US-Zeitung. Nach ihren Informationen nahmen an der Vernehmung in Marokko auch Vertreter von US-Behörden teil.

Das Auswärtige Amt hatte vergangenen Sommer erklärt, es habe noch keine offizielle Bestätigung aus Syrien, dass sich Zammar dort befinde. Deshalb sei auch kein Antrag auf konsularische Betreuung möglich. Auskünfte über den neuesten Stand sind nicht zu erhalten. Wegen des laufenden Verfahrens könne man sich nicht zu dem Fall äußern, sagte ein Sprecher am Freitag.

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