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Donald Trump hat gute Chancen, 2020 wiedergewählt zu werden.

© imago images/MediaPunch

Zwei Seiten der Mobilisierung: Trump könnte von einer Rekord-Wahlbeteiligung profitieren

Der US-Präsident wirft alte Weisheiten um: Klassisch hilft den US-Demokraten eine höhere Wahlbeteiligung. Doch Experten vermuten, dass sich das geändert hat.

Donald Trump mobilisiert die Wähler – auf beiden Seiten. Seine Kritiker sind entschlossen, ihn aus dem Weißen Haus zu verjagen und seine Präsidentschaft schnell vergessen zu machen. Trumps extrem treue Anhänger wiederum wollen, dass seine Politik die USA durch „vier weitere Jahre“ nachhaltig verändert. 2020 könnte es daher einen Rekord bei der Wahlbeteiligung geben. So viel sagen Wahlforscher bereits voraus.

Doch am Ende muss nicht unbedingt das Ergebnis stehen, das sich Kritiker des Amtsinhabers im In- und Ausland wünschen. Es könnte auch ganz anders kommen. Das zumindest legen Analysen dar, die die „The New York Times“ in Zusammenarbeit mit dem Siena College in New York veröffentlicht hat.

Die allgemeine Annahme sei, so heißt es, dass die Demokraten von einer höheren Wahlbeteiligung profitierten, da junge, nicht-weiße Wähler und solche mit niedrigem Einkommen besonders häufig in der Gruppe der Nichtwähler vertreten seien. Auch legten Umfragen der vergangenen Jahrzehnte nahe, dass die Demokraten bei allen Erwachsenen besser abschnitten als bei den registrierten Wählern – und besser bei den registrierten Wählern als bei den tatsächlichen Wählern. Doch in Trump-Zeiten gehen viele Gewissheiten verloren, offenbar auch diese.

Die Demokraten haben bereits bei den Zwischenwahlen profitiert

Die „New York Times“ nennt dafür mehrere Argumente. So sind weiße Wähler mit niedrigem Schulabschluss, die seltener wählen, häufig Trump-Anhänger. Auch haben die Demokraten bei den Zwischenwahlen 2018 bereits von einer höheren Wahlbeteiligung profitiert und die Mehrheit im Repräsentantenhaus zurückerobert, unter anderem, weil viele Trump-Wähler aus der weißen Arbeiterklasse damals zu Hause geblieben sind. Bei der Präsidentschaftswahl werden diese aber vermutlich wieder verstärkt wählen, vor allem in den hart umkämpften – und am Ende eventuell wahlentscheidenden – Staaten wie Wisconsin, Michigan oder Florida.

Den von vielen erwarteten Zuwachs an demokratischen Stimmen durch Wähler, die bisher noch nie gewählt haben, sieht die Analyse skeptisch: Dies werde ihnen zwar auf nationaler Ebene beim prozentualen Stimmenanteil helfen, aber weniger in den hart umkämpften Staaten vor allem im Norden der USA, wo überproportional viele Wähler bereits registriert seien.

Die, die es nicht seien, seien vor allem Weiße ohne College-Abschluss, die wiederum eher Trump zuneigen. Und obwohl 2018 deutlich mehr junge, nicht-weiße Wähler abgestimmt haben als noch 2014, von denen die Mehrheit Trump-Kritiker waren, waren die älteren, weißen Wähler laut der Analyse immer noch in der Mehrheit. Dazu kommt, dass in vielen Umfragen auch ausländische Staatsbürger befragt werden, die gar nicht wählen dürfen: Sie machen gut ein Fünftel der Erwachsenen aus, die nicht als Wähler registriert sind.

Auch wer nicht die Mehrheit der Stimmen hat, kann US-Präsident werden

Das heißt, der große Vorteil der Demokraten bei den Nichtwählern, deren ethnische Diversität, könnte weitgehend verpuffen – vor allem im Mittleren Westen, wo mehr Weiße leben und Nichtwähler eher in der weißen Arbeiterklasse zu finden sind. Die Stimmzuwächse der Demokraten in ethnisch diverseren Staaten würden zudem weniger ins Gewicht fallen, weil diese Staaten für den Wahlausgang nicht so entscheidend sind.

Wie sich bei der Präsidentschaftswahl 2016 erneut gezeigt hat, kann ein Kandidat US-Präsident werden, auch wenn er bei der „popular vote“, also beim prozentualen Stimmenanteil auf nationaler Ebene, zurückliegt. Denn entscheidend sind die Stimmen der Wahlmänner im „Electoral College“: Diese Wahlmänner werden in den jeweiligen Bundesstaaten gewählt und geben anschließend ihre Stimmen für den Präsidenten ab. Eine höhere Wahlbeteiligung zum Beispiel im Mittleren Westen könnte Trump letztlich also sogar dabei helfen, weitere vier Jahre im Amt zu bleiben.

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