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Zwist zwischen Söldnern und Volksmiliz : Putins Truppen widersprechen sich im Kampf um Bachmut
Die Offensive in Bachmut treibt einen Keil in russische Streitkräfte. Die Ukraine kann nach Angriffen die Stromversorgung teils wiederherstellen. Die Nachrichten im Überblick.
Stand:
Wie die Analysten der US-Denkfabrik „Institute for the Study of War“ (ISW) berichten, widersprechen sich die Streitkräfte der Volksrepublik Donezk (DNR) und die Truppen der Wagner-Gruppe von Jewgeni Prigoschin gegenseitig. Denis Pushilin, Chef der Donezker Volksmiliz, erklärte, dass seine Truppen sowie Wagner-Söldner ukrainische Truppen in die Zange nehmen.
Daraufhin meldeten sich mehrere russische Militärblogger und wiesen daraufhin, dass die DNR-Truppen nichts mit dem Angriff auf Bachmut zu tun hätten. Die Offensive werde ausschließlich von Wagner-Leuten angeführt, heißt es. Prigoschin selbst bestritt bereits im Oktober jegliche Beteiligung von DNR oder konventionellen russischen Armee-Truppen.
Immer wieder kommt es zu unterschiedlichen Aussagen zwischen ihm und Pushilin. Die ISW-Experten gehen davon aus, dass die Rolle der Wagner-Truppen an der Front weiterhin zu Spaltungen zwischen verschiedenen Einheiten im russischen Militär beitragen - und deren Einsatz diskreditieren kann.
Fast sechs Millionen Ukrainer wieder am Stromnetz
Nach den schwersten russischen Raketenangriffen seit Wochen arbeitet die Ukraine bei Regen und Kälte weiter an der Wiederherstellung der Strom- und Wasserversorgung. Für fast sechs Millionen Menschen sei nach den Attacken gegen die Energieinfrastruktur die Stromversorgung wiederhergestellt, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Samstag in seiner in Kiew allabendlich verbreiteten Videobotschaft.
„Die Reparaturarbeiten gehen weiter“, sagte Selenskyj mit Blick auf den „Terrorangriff“ vom Freitag. Russland hatte mehr als 70 Raketen auf das Land abgefeuert.
Selenskyj fordert westliche Luftabwehr
Selenskyj forderte die internationale Gemeinschaft angesichts der schweren Schäden auf, der Ukraine die Mittel für den Schutz ihres Luftraums zu geben. Gemeint ist ein effektives Flugabwehrsystem. „Ihr könnt das tun. Ihr könnt unseren Menschen Schutz geben - 100 Prozent Schutz gegen diese terroristischen russischen Schläge“, sagte Selenskyj.
Demnach wartet die Ukraine auf letzte Zustimmungen zur Lieferung der Waffen. Selenskyj hofft etwa auf die US-Patriot-Flugabwehrsysteme. So sollen Schäden an der Infrastruktur künftig verhindert werden.
Ihr könnt das tun. Ihr könnt unseren Menschen Schutz geben - 100 Prozent Schutz gegen diese terroristischen russischen Schläge.
Selenskyj fordert mehr Mittel für den Schutz des Luftraumes
„Probleme mit der Heizung, große Probleme mit der Wasserversorgung bleiben weiter bestehen“, sagte Selenskyj. Demnach sind noch immer Millionen Menschen von Stromausfällen und anderen Einschränkungen betroffen. Am schwierigsten ist die Situation in der Stadt Kiew und in der Region, aber auch in Winnyzja und Umgebung und in Lwiw (Lemberg). Auch in anderen Regionen wie in Odessa, Poltawa und Dnipropetrowsk gebe es weiterhin Stromausfälle.
Die Ukraine hatte am Freitag von mehr als 70 Raketenangriffen gesprochen, von denen die meisten durch die Flugabwehr abgefangen worden seien. Durch die Treffer und Schäden fiel erneut in vielen Regionen die Strom- und Wasserversorgung aus. Unter anderem in der Hauptstadt Kiew und in der Region Charkiw berichteten die Behörden von Fortschritten bei der Wiederherstellung der Versorgung. Im Kiewer Gebiet hieß es, dass noch 50 Prozent der Haushalte keinen Strom hätten.

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Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hatte zuvor mitteilt, die Wasserversorgung in der Millionenmetropole sei wiederhergestellt. In drei Vierteln der Haushalte gehe auch die Heizung wieder. Bei der Stromversorgung gab es aber weiter Probleme.
Baerbock: Keine Hoffnung auf baldige Waffenruhe in der Ukraine
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat keine Hoffnung auf eine baldige Waffenruhe in der Ukraine. „Niemand außer (Wladimir) Putin hat diesen Krieg begonnen, und wenn Putin es will, dann ist der Krieg morgen vorbei“, sagte sie der „Bild am Sonntag“. Der russische Präsident müsse seinen Soldaten nur den Befehl zum Abzug geben. „Aber leider gibt es dazu alles andere als ehrliche Anzeichen.“ Sie wandte sich auch gegen eine Waffenruhe zu russischen Konditionen: Eine solche würde den „Schrecken“ für die Menschen in der Ukraine nicht beenden, „im Gegenteil“.
Nobelpreisträgerin: Kriegsverbrecher-Tribunal kann Leben retten
Die Einrichtung eines Tribunals für russische Kriegsverbrechen kann nach Einschätzung der ukrainischen Friedensnobelpreisträgerin Olexandra Matwijtschuk bereits kurzfristig Einfluss auf das Vorgehen der russischen Armee in ihrem Land haben. „Schon wenn wir die ersten Schritte zu einem internationalen Tribunal gehen, sendet das ein Signal an die Täter, dass sie zur Rechenschaft gezogen werden“, sagte die Juristin dem „Tagesspiegel“.
„Das kann möglicherweise Leben retten.“ Gemeinsam mit Partnern und Zeugen habe man 27 000 Fälle von Kriegsverbrechen dokumentiert. „Das ist nur die Spitze des Eisbergs.
Staatschef Selenskyj hatte schon im September vor der UN-Vollversammlung für ein Sondertribunal geworben. Matwijtschuk hatte für das von ihr geleitete „Zentrum für bürgerliche Freiheiten“ den Friedensnobelpreis entgegengenommen. (dpa)
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