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WAS EIN FREUND ERZÄHLTE: „ damit kam er nicht klar“ „Nichts spricht gegen Selbstmord“

Nach der Bluttat von Wassmannsdorf liegt der schwerverletzte SEK-Mann im künstlichen Koma

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Michael Krüger war nach dem ersten Schusswechsel klar, dass es für seinen Freund keinen Ausweg mehr geben würde. „Dabei ist er der beste Freund und zuverlässigste Kollege“, sagte er traurig: „Wir kennen uns schon sehr lange. Ich war oft hier bei ihm in seinem Garten zum Grillen. Seit August letzten Jahres kriselte es in Roberts Ehe. Im Januar hat ihn seine Frau verlassen. Nach über 30 Jahren – damit kam er einfach nicht klar.“

Er habe Robert M. immer wieder Hilfe angeboten. Aber dieser habe sich immer mehr verändert, sei immer depressiver geworden. Die ältere Tochter, die bei ihm im Hause lebte, habe daran auch nichts ändern können.

Am Tattag hatte seine jüngere Tochter Geburtstag – vielleicht hat er sich deshalb den 20. April für seine Tat ausgesucht“, sagte Krüger. Er verließ den Tatort, als die Scharfschützen nach dem ersten Versuch der Polizei, das Haus zu stürmen, in Stellung gingen: „Ich möchte nicht dabei sein, wenn Robert stirbt.“ das

Waßmannsdorf - Nach der Bluttat eines Sportschützen im brandenburgischen Waßmannsdorf befindet sich der schwer verletzte Beamte des Spezialeinsatzkommandos des Landeskriminalamtes Brandenburg zwar auf dem Weg der Besserung. Nach PNN-Informationen ist er allerdings nach einer Notoperation in ein künstliches Koma versetzt worden.

Die kriminaltechnischen Untersuchungen gingen derweil weiter, sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums Frankfurt (Oder), Peter Salender, am Sonntag. Vermutlich wegen familiärer Probleme hatte sich ein 52 Jahre alter Sportschütze am Freitag wie berichtet mehr als acht Stunden in seinem Haus verschanzt, zwei Beamte angeschossen und sich dann vermutlich selbst getötet. Eine Obduktion ist für diesen Montag vorgesehen. „Nach den bisherigen Erkenntnissen spricht nichts gegen einen Selbstmord“, sagte Salender.

Der schwer verletzte SEK-Beamte hatte einen Gesichtsdurchschuss erlitten. Nach Augenzeugenberichten soll er bei dem Versuch des Einsatzkommandos, das Haus zu stürmen, nicht seinen Schutzhelm – eine 4,5 Kilogramm schwere Spezialanfertigung – getragen haben. Dies ist auch auf Bildern verschiedenen Fotos vom Tatgeschehen zu sehen. Salender konnte dazu nichts sagen, verwies aber darauf, dass der Mann nur zur „Aufklärung“ eingesetzt war und somit nicht direkt an der Erstürmung beteiligt gewesen sei. Zu Langzeitfolgen der Verletzung konnte der Polizeisprecher nichts sagen. Weder zu den näheren Hintergründen der Tat noch zum persönlichen Umfeld des Schützen gab es am Sonntag neue Erkenntnisse. Die 34- jährige Tochter des Mannes, die am Freitagmorgen durch ein Fenster aus der Gewalt ihres Vaters geflüchtet war, konnte noch nicht befragt werden. Nach Auskunft eines Freundes war der aus der ehemaligen Sowjetunion stammende Mann, der als Kraftfahrer bei den Berliner Wasserbetrieben, die in Wassmannsdorf ein Klärwerk betreiben, im Januar von seiner Frau verlassen worden und seither vereinsamt. Finanzielle Probleme seien hinzu gekommen.

An dem Einsatz am Freitag waren rund 100 Beamte beteiligt gewesen. Sie hatten zunächst auf eine friedliche Lösung durch Verhandlungen mit dem vermutlich psychisch kranken Mann gesetzt. Nachdem dieses Vorhaben gescheitert war, hatte das SEK versucht, das Gebäude zu stürmen. Da eröffnete der Sportschütze das Feuer. Er soll bis zu 50 Schüsse abgegeben haben. Ein zweiter SEK-Beamter erlitt einen Streifschuss an der Schulter. Nach ersten Erkenntnissen wurde er von einem Querschläger getroffen. Er konnte nach ambulanter Behandlung das Krankenhaus wieder verlassen. Als die Einsatzkräfte schließlich das Haus stürmten, fanden sie die Leiche des Mannes in einem Sessel.

Der Sportschütze hatte nach Auskunft von Salender eine Waffenbesitzkarte für drei Pistolen oder Revolver. Der Polizei waren bereits am Donnerstag vom Hausarzt des Mannes „Auffälligkeiten“ gemeldet geworden. Ein Polizeisprecher hatte jedoch betont: „Eine akute Gefahr war keinesfalls zu erkennen.“ dpa/pet

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