VERSETZT IN DEN STELLENPOOL: 1700 Vermittlungen in feste Jobs 4700 Mitarbeiter im Angebot – haben will sie niemand
Ärger mit Stellenpool: Bezirke und Verwaltungen besetzen frei werdende Stellen kaum aus dem Überhang
Stand:
MITARBEITER
Den Stellenpool, offiziell Zentrales Personalüberhangmanagement (ZEP) genannt, wurde vor drei Jahren gegründet. Bisher wurden rund 5000 Angestellte, 1000 Beamte und 2000 Arbeiter, deren reguläre Stellen weggefallen waren, in den Stellenpool versetzt. Zurzeit gibt es dort 4700 Beschäftigte.
ERGEBNISSE
Seit 2004 wurden 1700 Mitarbeiter auf andere feste Stellen im öffentlichen Dienst vermittelt; weitere 600 Beschäftigte konnten einen Job außerhalb des unmittelbaren Landesdienstes finden. 1000 weitere schieden aus anderen Gründen aus – etwa wegen Altersteilzeit oder mit einer Abfindung. Derzeit sind rund 3100 Mitarbeiter Übergangseinsätzen tätig; rund 750 Beschäftigte sind an andere Behörden abgeordnet, die auch die Personalkosten zahlen. sik
Berlin - Der Stellenpool des Landes Berlin kommt auch drei Jahre nach seiner Gründung nicht aus der politischen Diskussion. Ob beim Aufbau der Ordnungsämter und der Kinderschutz-Hotline oder auch nur wie jetzt bei der Besetzung einer einfachen SchulhausHausmeisterstelle – immer wieder gibt es Probleme, geeignete Mitarbeiter zu finden. In anderen Fällen klappt die Kommunikation nicht zu den Behörden. Dem Stellenpool gehören jene 4700 Beschäftigten an, deren reguläre Stellen im öffentlichen Dienst weggefallen sind und die jetzt in andere Jobs vermittelt werden sollen.
Im Fall der Hausmeister-Stelle, die aufgrund von tarif- und arbeitsrechtlichen Regelungen mit einem Bewerber von außen besetzt wurde, obwohl der Stellenpool 70 Hausmeister verzeichnet, will die Senatsverwaltung für Finanzen jetzt Konsequenzen ziehen.
„Die Situation ist nicht befriedigend“, sagte gestern Clemens Teschendorf, Sprecher von Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD). Man wolle Wege finden, um solche Versetzungen zu ermöglichen. Neueinstellungen im öffentlichen Dienst außerhalb von Polizei, Justiz und Schule sind derzeit die Ausnahme und müssen von der Finanzverwaltung genehmigt werden.
Klaus Stahns, Personalratsvorsitzender des Stellenpools, sieht weitere Probleme dafür, dass die Vermittlung nicht klappt: „Die Bezirksfürsten mauern.“ Aus den Bezirksämtern würden immer wieder Mitarbeiter in den Überhang geschickt. Auf der anderen Seite weigerten die Bezirke sich aber, Beschäftigte aus dem Stellenpool einzustellen. So sei es auch bei der Kinderschutzhotline gewesen. Auch dort hatte es anfänglich keine Mitarbeiter für die Telefonberatung gegeben. Nun sind seinen Angaben zufolge 22 Beschäftigte durchaus qualifiziert für diese Tätigkeit und waren auch interessiert. Inzwischen hätten elf Mitarbeiter dort hospitiert.
Nach Angaben des haushaltspolitischen Sprechers der Fraktion Bündnis 90/Grüne, Oliver Schruoffeneger, gibt es immer wieder Fälle, in denen Jobs nicht an Stellenpool-Mitarbeiter vergeben werden. So seien vor kurzem Stellen für Sportplatzwarte ausgeschrieben gewesen. „Es kann nicht sein, dass niemand im Stellenpool zu finden war“, sagt Schruoffeneger. Ebenso unsinnig sei, dass ein Bezirksamt für seine Seniorenheime private Dienstleistungsunternehmen bezahlt.
Sein Kollege von der FDP, Björn Jotzo, fordert vom Senat mehr Kreativität und „eine strategische Personalentwicklung“. Wenn tarifvertragliche Regelungen gegen eine Versetzung sprechen, müsse man eben daran arbeiten, diese zu ändern, sagte Jotzo. Das solle der Senat auch berücksichtigen, wenn der Tarifvertrag für die öffentlich Beschäftigten im Jahr 2009 ausläuft. CDU-Finanzexperte Uwe Goetze fordert ein härteres Vorgehen gegen Mitarbeiter, die sich einer Versetzung widersetzen: „Das hätte eine Signalwirkung.“ Ein grundsätzliches Problem sei zudem, dass Behörden ihre schwächsten Mitarbeiter in den Stellenpool versetzt hätten, die entsprechend unattraktiv für andere Dienststellen seien.
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