Brandenburg: 200 Arbeitsplätze importiert
Triebwerkhersteller Rolls-Royce verlegt Produktion eines Triebwerks von Derby nach Dahlewitz
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Triebwerkhersteller Rolls-Royce verlegt Produktion eines Triebwerks von Derby nach Dahlewitz Von Rainer W. During Dahlewitz - Der Triebwerkhersteller Rolls-Royce verlagert Management und Produktion des V2500-Düsentriebwerks vom britischen Derby ins brandenburgische Dahlewitz. Dort werden innerhalb des nächsten Jahres 200 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Für das Werk bedeutet die Entscheidung eine Umsatzsteigerung in dreistelliger Millionenhöhe, sagte Axel Arendt, Chairman der Rolls-Royce Deutschland GmbH. „Das ist ein wichtiger Beitrag zur Stärkung des Luftfahrtstandortes Deutschland und vor allem der Region Berlin/Brandenburg“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit, Dr. Ditmar Staffelt. Mit einem Marktanteil von 56 Prozent ist das V2500 eine von zwei Antriebsvarianten für die zweistrahlige Airbus-Flugzeugfamilie A320. Es handelt sich um eine Gemeinschaftsentwicklung mit MTU, der US-Firma Pratt & Whitney sowie der Japanese Aero Engines Corporation. Die Vermarktung erfolgt durch die gemeinsame Firma International Aero Engines (IAE). Bisher haben 2650 V2500-Triebwerke bei 100 Luftverkehrsgesellschaften rund sieben Millionen Flugstunden absolviert. Die Fertigung der jährlich rund 350 bis 370 V2500-Triebwerke ist zwischen Rolls-Royce und Pratt & Whitney in Middletown (US-Bundesstaat Connecticut) aufgeteilt. Die Verlegung des europäischen Endmontage sowie des Programm- und Technologiemanagements von Derby nach Dahlewitz sei eine „Absicherung des Standortes in enormem Ausmaß“, sagte Arendt. Die zusätzliche Produktion könne ohne größere Infrastrukturmaßnahmen in die vorhandenen Fertigungsstätten integriert werden. "Diese Verlagerung könnte der Grundstein dafür sein, auch die Entwicklung des V2500-Nachfolgemodells in Deutschland zu positionieren", sagte Ditmar Staffelt, der auch Koordinator für die Deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie ist. Die Entscheidung werde der Sparte in Ostdeutschland zusätzlichen Auftrieb geben. „In Brandenburg hat sich in den vergangenen Jahren mit Unterstützung der Landesregierung ein Kompetenzzentrum für Luft- und Raumfahrttechnologie entwickelt, das den europäischen Vergleich nicht zu scheuen braucht“, erklärte Ministerpräsident Matthias Platzeck in Potsdam. Rolls-Royce beweise, „ dass die Landesregierung mit ihrer neuen Förderstrategie voll im Trend liegt“. Das Land Brandenburg werde Erweiterungsinvestitionen fördern und langfristig angelegte, technologische Entwicklungsschritte unterstützen, kündige Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns an. Gefördert werden auch die notwendigen Qualifizierungsmaßnahmen für die neuen Mitarbeiter. Eine finanzielle Größenordnung könne noch nicht genannt werden. Benötigt werden rund 120 Entwicklungs- und Serviceingenieure, technische Einkäufer, Logistiker und Planer sowie 80 Triebwerksmechaniker. Die insgesamt 200 Arbeitsplätze seien als „Ansatz für eine langfristig angelegte Zukunft“ zu sehen, sagte Junghanns. Von der Belegschaft ist die Verlagerung gestern früh mit Begeisterung aufgenommen worden, berichtete Arendt. Gut die Hälfte der rund 2000 deutschen Rolls-Royce-Mitarbeiter ist in Brandenburg beschäftigt, der Rest im hessischen Oberursel. Der Gesamtumsatz betrug im vergangenen Jahr 766 Millionen Euro, das Auftragsvolumen liegt bei 3,5 Milliarden Euro. In Dahlewitz werden bereits seit 1996 jährlich bis zu 260 BR710-Triebwerke für Geschäftsreisejets und - in geringen Stückzahlen - das BR715 für die jetzt auslaufende Boeing 717 gebaut. Seit 2004 wird auch die Tay-Triebwerksfamilie in Brandenburg montiert. Deren erfolgreiche Verlagerung und die exzellente Ingenieurleistung seien ausschlaggebend für die Standortentscheidung gewesen, sagte Arendt. Dazu kämen die Unterstützung des Landes und eine mit dem Betriebsrat vereinbarte, dem schwankenden Tagesgeschäft angepasste, flexible Arbeitszeitregelung. Der Ausbau von Dahlewitz als Kompetenzzentrum für die Zweiwellen-Triebwerke ist auch ein Teil der Konzernstrategie zur weltweiten Bündelung von Zuständigkeiten. Erst kürzlich hat Rolls-Royce den Bau eines gemeinsamen Wartungszentrums mit der Lufthansa bei Erfurt beschlossen. Mit der Brandenburgischen Technischen Universität in Cottbus wurde der Aufbau eines Technologiezentrums vereinbart. In Derby sollen die freiwerdenden Kapazitäten für die Produktion der Trent 1000-Triebwerke für die neue Boeing 787 genutzt werden.
Rainer W. During
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