GESUCHT: 214 Personen gelten als verschollen
Am Donnerstag wurde der Tag der Vermissten begangen: Maike Thiel aus Leegebruch verschwand 1997.
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Eberswalde - Das letzte Mal wurde Maike Thiel am 3. Juli 1997 um 10.20 Uhr gesehen. Die damals hochschwangere junge Frau aus Leegebruch (Oberhavel) hatte am Vormittag im Hennigsdorfer Krankenhaus einen Frauenarzttermin. Sie trug eine schwarze weite Hose, ein graues Hemd, eine blaue ärmellose Weste mit weißen Knöpfen, schwarze hohe Schnürschuhe und eine Armbanduhr der Marke „Image“. Trotz intensiver Suche, unter anderem mit einem Polizeihubschrauber, einer bundesweiten Fahndung, 5000 Euro Belohnung und einer Schilderung des Falls in der TV-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ ist Thiels Schicksal bis heute ungeklärt.
Weltweit wurde am gestrigen Donnerstag der verschollenen Menschen gedacht. Allein mit Bezug zum Zweiten Weltkrieg gehen beim Deutschen Roten Kreuz jährlich noch 20 000 Suchanträge ein. Im Land Brandenburg galten zum gestrigen „Internationalen Tag der Vermissten“ insgesamt 214 als verschollen, darunter 131 Männer und 83 Frauen. Bei den beiden ältesten Fällen handelt es sich um Vera Tiemann, die seit 1973 vermisst wird, und Jörn Bourry, von dem seit 1975 jede Spur fehlt. Bundesweit gibt es aktuell 9902 vermisste Personen.
Laut Polizeidienstvorschrift kann die Suche nach einer verschollenen Personen nach 30 Jahren eingestellt werden. Im Land Brandenburg werden die Fälle jedoch weiter im Datenbestand geführt und bei neuen Erkenntnissen weiterermittelt. Allerdings haben Hinterbliebene nach der Wahrung unterschiedlicher Fristen die Möglichkeit, eine vermisste Person für Tod erklären zu lassen.
Sämtliche Spuren und Hinweise zu den Gesuchten laufen bei der Koordinierungsstelle Vermisste und unbekannte oder hilflose Personen und unbekannte Tote in der Fachdirektion des brandenburgischen Landeskriminalamtes in Eberswalde zusammen. Die Arbeit der Ein-Mann-Abteilung soll eine Identfizierung entdeckter unbekannter Personen oder Leichen erleichtern. Die eigentlichen Suchaktionen und die Ermittlung wird allerdings von speziellen Ermittlern der Mord- oder einer Sonderkommission durchgeführt.
Der Fall Maike Thiel liegt bei der Mordkommission der Polizeidirektion Nord. Die Polizei geht davon aus, dass Maike Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Der leibliche Vater ihres noch ungeborenen Kindes, der die damals 17-Jährige verließ, als sie ihm eröffnete, sie sei schwanger, stand lange im Verdacht. Die Familie des Jungen soll in kriminelle Machenschaften verstrickt gewesen sei. Die Staatsanwaltschaft jedoch stellte damals die Ermittlungen in Ermangelung von Indizien ein.
Mitte Januar wurde Maikes Fall bei „Aktenzeichen XY... ungelöst“ erneut aufgerollt – alllerdings ohne Erfolg. „Es gab zwar mehrere Hinweise, aber keine heißen Tipps“, sagte Polizeisprecher Toralf Reinhardt von der Polizeidirektion Nord am Donnerstag. „Bei einigen Hinweisen handelte es sich außerdem um bereits überprüfte Spuren.“ Matthias Matern
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