Brandenburg: 6500 Bewohner mussten ihre Häuser verlassen
Bombe in Oranienburg entschärft / Schönbohm kritisiert Bund
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Bombe in Oranienburg entschärft / Schönbohm kritisiert Bund Oranienburg - Eine 250-Kilogramm-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg ist gestern Mittag in Oranienburg entschärft worden. Spezialisten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes hätten die mit einem Langzeitzünder versehene amerikanische Bombe auf dem Gelände des ehemaligen Klärwerkes unschädlich gemacht, teilte Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) mit. Die etwa 6500 Bewohner in der Mittelstadt, die am Morgen ihre Häuser verlassen mussten, konnten wieder zurückkehren. Auch der Zugverkehr am Bahnhof Oranienburg, der seit 10.35 Uhr unterbrochen war, wurde wieder aufgenommen. Schönbohm zufolge mussten zum 100. Mal seit 1991 zahlreiche Menschen in Oranienburg ihre Wohnungen für die Entschärfung eines Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg zeitweise verlassen. Er versicherte, das Land werde die durch diese Bomben besonders belastete Stadt auch künftig nicht im Stich lassen. „Wir stellen auch in diesem Jahr wieder fünf Millionen Euro für die Beseitigung von Blindgängern in Oranienburg bereit“, erklärte er. Dies sei etwa ein Drittel des Gesamtetats, der jährlich für die Kampfmittelbeseitigung im Land zur Verfügung stehe. Schönbohm kritisierte in diesem Zusammenhang Überlegungen innerhalb der Bundesregierung, die Kostenerstattung an die Länder für die Bergung von Rüstungsaltlasten weiter zu verringern. Die Beseitigung der Bomben sei eine gesamtstaatliche Aufgabe. „Aus dieser Verantwortung darf sich der Bund nicht davonstehlen. Das wäre Sparen auf Kosten der Sicherheit der Bevölkerung“, sagte er. Statt den Rotstift anzusetzen, müsse der Bund die Bergungskosten vollständig übernehmen. Dem Minister zufolge erstattet der Bund nur die Kosten für die Beseitigung so genannter reichsdeutscher Munition. Weil Brandenburg aber stark mit Kampfmitteln der Alliierten belastet ist, muss das Land rund zwei Drittel der Beseitigungskosten von jährlich zwischen 14 und 15 Millionen Euro selbst tragen, erklärte er. Brandenburg sei mit etwa 400 000 Hektar Munitionsverdachtsflächen das am stärksten mit Alt-Munition belastete Bundesland. Von 1991 bis 2003 habe der Kampfmittelbeseitigungsdienst mehr als 9100 Tonnen Alt-Munition geborgen und unschädlich gemacht. Dafür seien insgesamt rund 220 Millionen Euro ausgegeben worden. ddp
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