Brandenburg: 77-jähriger Bombenleger muss für zehn Jahre in Haft
Berlin – „Es soll für Sie nicht das Aus aller Tage sein“, sagte der Vorsitzende Richter am Ende zum Angeklagten. Der ergraute Jurist sprach von Perspektiven, die es trotz allem gebe.
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Berlin – „Es soll für Sie nicht das Aus aller Tage sein“, sagte der Vorsitzende Richter am Ende zum Angeklagten. Der ergraute Jurist sprach von Perspektiven, die es trotz allem gebe. Der weißhaarige Angeklagte hatte Tränen in den Augen. Nach einer Serie von fünf Bombenanschlägen auf einen Arzt und ein Autohaus in Berlin wurde der 77-jährige Horst D. gestern wegen zweifachen Mordversuches zu zehn Jahren Haft verurteilt. Gleichzeitig ordnete das Berliner Landgericht seine Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik an. Horst D. konnte zwei Schicksalsschläge nicht verwinden. Erst starb seine Schwägerin an Krebs, ein Jahr später seine Ehefrau. Der bis dahin unbescholtene Mann begann einen Rachefeldzug gegen Ärzte, denen er „Desinteresse und Herzlosigkeit“ vorwarf. Der Rentner aus Hohenschönhausen habe „im Korsett seiner wahnhaften Vorstellungen“ gehandelt, hieß es im Urteil. Depressionen hätten sich gesteigert. Er habe ein „neues Lebensziel“ gefunden: Bomben gegen seine angeblichen Feinde. Ab Juli 2002 wurde er zum Attentäter: Fünf selbst gebaute Bomben ließ er hochgehen, zwei richteten sich gegen einen 47-jährigen Mediziner, der die Schwägerin behandelt hatte. Der Arzt verlor ein Auge. K. Gehrke
K. Gehrke
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