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Brandenburg: Ab in den Süden

Die Stimmung im regionalen Tourismus ist gut. Vor allem in der Lausitz sind die Unternehmen zufrieden. In Potsdam und Berlin plagt sie der Wettbewerbsdruck

Von Matthias Matern

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Die Geschäfte der Hoteliers, Pensionsbesitzer, Campingplatzbetreiber, Reiseveranstalter und Omnibusunternehmen in Berlin und Brandenburg laufen gut, am besten laufen sie aber offenbar im Südosten Brandenburgs. Das erste Mal haben die drei Industrie- und Handelskammern Brandenburgs und die Berlins einen gemeinsamen Konjunkturbericht für die Tourismusbranche der Hauptstadtregion vorgelegt. Demnach ist die Zufriedenheit in der Gastronomie derzeit sogar in der gesamten Region so groß wie lange nicht mehr. Gegenüber dem ersten Halbjahr 2013 kletterte der Konjunkturklimaindex um neun Punkte auf 126 Punkte. In der Reisebranche, also bei den Reiseveranstaltern, Reisebüros und Busunternehmen, sank er aber leicht um zwei Punkte auf 115 Punkte. Am Montag wurde der gemeinsame Konjunkturbericht in Potsdam vorgestellt.

„Die Geschäfte laufen im Gast- wie auch im Reisegewerbe überwiegend gut oder zufriedenstellend. Das liegt nicht zuletzt an dem milden Winter und dem sonnigen Frühling“, sagte Potsdams IHK-Präsidentin Beate Fernengel am Montag in Potsdam. Im Gastgewerbe schätzen immerhin fast 40 Prozent der von den Kammern befragten Unternehmen derzeit ihre Geschäftslage als gut ein, 14 Prozent sind nicht zufrieden. In der Reisebranche bewerten dagegen nur zwölf Prozent ihre Lage als vergleichsweise schlecht. 44 Prozent sind guter Dinge. Bei den Geschäftserwartungen dagegen überwiegen die Optimisten im Gastgewerbe. 39 Prozent rechnen sogar mit besseren Geschäften in der nahen Zukunft und nur zwölf Prozent gehen von einem Rückgang aus. In der Reisebranche halten sich Optimisten und Pessimisten die Waage, jeweils 19 Prozent rechnen mit steigenden oder sinkenden Umsätzen. Im Kammerbezirk Potsdam sind nur 35 Prozent der befragten Gastronomiebetriebe mit ihrem derzeitigen Geschäft zufrieden, der schlechteste Wert in Brandenburg, aber immer noch besser als in Berlin (31 Prozent). Optimistisch in die Zukunft schauen nur 34 Prozent der befragten Unternehmen im Kammerbezirk Potsdam. Zehn Prozent gehen dagegen von einem schlechteren Geschäft in den nächsten Monaten und Jahren aus. Potsdams IHK-Präsidentin sieht die Gründe dafür vor allem im höheren Wettbewerbsdruck im Speckgürtel.

Zum dennoch insgesamt guten Gesamtbild trägt laut Fernengel aber auch die sich stabilisierende Wirtschaft bei den europäischen Nachbarn bei. Der Landestourismusbilanz 2013 zufolge stieg die Zahl der Übernachtungen ausländischer Touristen bereits im vergangenen Jahr um 3,6 Prozent auf derzeit 830 000. Angeführt wird das Ranking der bedeutendsten ausländischen Märkte wie berichtet von Polen. Die Zahl der Übernachtungen polnischer Touristen nahm um 23,5 Prozent auf 151 366 zu. Profitieren können davon vor allem die Tourismusanbieter in den Kammerbezirken Ostbrandenburg und Cottbus, die sich vielfach bereits mit zweisprachigen Beschilderungen oder Polnisch sprechenden Mitarbeitern auf diese Zielgruppe entsprechend eingestellt hätten, so Manuela Neumann, Tourismusreferentin der IHK Ostbrandenburg. „In Tropical Islands zum Beispiel liegt der Anteil polnischer Gäste mittlerweile bei rund 15 Prozent“, sagte auch der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK Cottbus, Jens Krause.

Überhaupt scheint der Südosten Brandenburgs derzeit voll im Trend zu liegen: Nirgendwo in der Region sind die Tourismusanbieter mit ihrem Geschäft so zufrieden wie im Kammerbezirk Cottbus, nirgendwo blicken sie so zuversichtlich in die Zukunft und nirgendwo sonst in der Region planen so viele Anbieter, zusätzliches Personal einzustellen. IHK-Vizechef Krause erklärt sich das unter anderem mit der inzwischen weit vorangeschrittenen Entwicklung des Lausitzer Seenlandes, der laut Marketingkampagne größten künstlichen Wasserlandschaft Europas. „Fast alle Seen sind mittlerweile geflutet. Im vergangenen Jahr wurden zudem zwei schiffbare Verbindungen freigegeben. Das registrieren auch die Touristen“, meinte Krause. Anziehungskraft strahle auch zunehmend das weiterentwickelte touristische Umfeld des Tropical Islands aus sowie die jüngst eröffnete erste brandenburgische Landesausstellung, so der Cottbuser Kammerchef.

Trotz der guten Laune in der gesamten Reiseregion ist die Bereitschaft der Unternehmen, in ihre Substanz zu investieren, vergleichsweise gering. Von den Gastwirten wollen immerhin 21 Prozent künftig weniger und 19 Prozent gar nicht investieren. Angesichts des Qualitätssicherungsanspruchs der Branche und der Tatsache, dass viele Häuser zuletzt vor Jahren grundlegend renoviert wurden, eine weniger gute Entwicklung. Geschuldet sei dies nach Einschätzung Fernengels wohl den gestiegenen Energie- und Personalkosten, die vom Ertrag immer weniger übrig ließen. „Klar ist aber, wir müssen etwas tun“, so die Potsdamer IHK-Präsidentin.

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