Brandenburg: Abgeblasen
Nach der Chaos-Fahrt bleibt der Ballon unten. Laut Wetterdienst hätte er gar nicht steigen dürfen
- Saara von Alten
- Ronja Ringelstein
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Nach der turbulenten Ballonfahrt am Dienstag am Checkpoint Charlie ermittelt das Landeskriminalamt wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung. Das Verfahren wurde eingeleitet, da die 19 Passagiere an Bord einen Schock erlitten hätten, sagte ein Polizeisprecher. Dabei werde der Frage nachgegangen, ob menschliches Versagen vorliege und inwieweit dem Piloten die Wetterlage bekannt war. Der Aussichtsballon, der mit einem Stahlseil am Boden befestigt ist, war am Dienstag in mehr als 100 Meter Höhe in eine Windböe geraten. Minutenlang taumelte er wild durch die Luft, bis es dem Piloten gelang, ihn wieder auf den Boden zu bringen.
Bei Unwetter darf der Ballon aber gar nicht aufsteigen. Laut dem Geschäftsführer der Ballon-Betreiberfirma, Frank Hellberg, habe es keine Wetterwarnung gegeben.
Der Pilot habe „einen richtig guten Job gemacht“, sagt Hellberg. „Er muss den Ballon halten, während die Böe durchzieht, sprich, er muss hoch- und runterfahren, bis er den besten Moment abpassen kann, in dem er aus der Böe rausfahren kann.“ Die Passagiere hätten sich nach der Fahrt beim Piloten bedankt, geklatscht und ihn umarmt.
Beim Start sei der Wind drei Meter pro Sekunde schnell gewesen, sagt Hellberg – die Grenze liege bei 13 Metern pro Sekunde. Die Böe, die den Ballon in Schieflage brachte, war 19 Meter pro Sekunde schnell. „Laut meinen Aufzeichnungen hat der Wetterdienst erst um 19 Uhr eine Wetterwarnung ausgegeben. Der Start war um 16.30 Uhr“, sagte er in einem Interview mit dieser Zeitung.
Dieser Darstellung widerspricht der Deutsche Wetterdienst (DWD). „Seit 11 Uhr haben wir in der Ballonwettervorhersage vor Gewittern, zu denen auch Böen gehören, gewarnt“, sagt DWD-Pressesprecher Gerhard Lux. Um 14.35 Uhr habe der Wetterdienst das Gebiet Berlin und Brandenburg dann auch explizit „eindeutig und korrekt“ vor Böen gewarnt. Diese Meldung sei für alle Nutzer des Flugwetterdienstes der Region sichtbar gewesen. „Dass es eine brisante Wettersituation für den Flugverkehr gab, stand außer Frage“, sagte Lux. Wann der Pilot zuletzt die Möglichkeit hatte, die Warnungen einzusehen, wisse er natürlich nicht.
Auch wenn die Angst der Fahrgäste groß war und es gefährlich aussah: Laut Betreiber Hellberg habe „zu keiner Zeit Gefahr für Leib und Leben“ bestanden. So oder so wird der Ballon erst einmal nicht wieder starten. Bis zum 14. Mai sollen Wartungs- und Überprüfungsarbeiten durchgeführt werden, teilte der Betreiber mit. Auch die Landesluftfahrtbehörde will die Sache noch genau prüfen. Saara von Alten, Ronja Ringelstein
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