
© Paul Zinken/dpa
Brandenburg: Abpumpen
Im Raum Oranienburg stand alles unter Wasser. Die Bauern im Land bangen
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Potsdam/Oranienburg - Zuerst packten sie selbst an, bildeten eine Eimerkette, um Wasser aus dem Untergeschoss zu holen. Dort im Landratsamt des Landkreises Oberhavel in Oranienburg, wo die Server stehen und wegen der Wassermassen vom Netz genommen werden mussten. Die Feuerwehren hatten anderswo zu tun. 250 Liter pro Quadratmeter fielen dort im Norden Berlins vom Himmel, wo es sonst im gesamten Jahr etwa 600 sind.
„Auch die Chefs haben mitgemacht“, erzählt Ronny Wappler, der Sprecher des Landkreises. Und sie haben sich nasse Füße geholt. Bis spät in die Nacht zum Freitag hatte Wappler zu tun. Denn Ludger Weskamp (SPD) musste wegen der zahlreichen Notrufe einen Krisenstab einberufen. 600 Feuerwehrleute waren im Süden Oberhavels im Einsatz, das Technische Hilfswerk musste anrücken. Und alles musste ohne Festnetztelefon gesteuert werden, denn der Server im Keller musste wegen des eindringenden Wassers abgeschaltet werden. Auch die Handynetze waren überlastet, berichtet Wappler. Es war eine kurze Nacht.
Und auch am Freitagnachmittag waren in Oranienburg noch 120 Feuerwehrleute, davon allein 90 in Leegebruch, das am schwersten von den sintflutartigen Regenfällen getroffen wurde. Der Ort liegt in einer Senke zwischen Autobahndreieck, Berliner Ring und B96. Das Wasser kann nicht abfließen.
Am gesamten Freitag standen große Teile des Ortes unter Wasser. Die Kanalisation konnte die Massen nicht fassen. Das Grabensystem war voll geflutet. Erst für den Abend rechnete der Landkreis mit abnehmendem Pegel, dann könnte mit dem Abpumpen begonnen werden. Der komplette Ort wurde abgeriegelt, nur Anwohner durften hinein. Zahlreiche Kitas und Schulen im Raum Oranienburg blieben geschlossen. In der Kreisstadt wurden auch ein Baumarkt und ein Supermarkt überschwemmt. Behörden wie Jobcenter und Kfz-Zulassung mussten wegen des Serverausfalls geschlossen bleiben. Zahlreiche Open-Air-Events am Wochenende wurden abgesagt, der Schlosspark bleibt geschlossen. In Germendorf geriet die Erddeckung einer rekultivierten Mülldeponie ins Rutschen. Einige Anschlussstellen der B96 vom Autobahndreieck Oranienburg nach Norden wurden gesperrt, weil die Böschungen an Aus- und Auffahrten aufgeweicht waren. Auch die A 14 musste bei Perleberg (Prignitz) wegen einer abgerutschten Böschung gesperrt werden.
Kurios: Selbst auf Grünland floss das Wasser nicht ab. Am Donnerstag standen auf den Weiden im Raum Schönefeld und Königs Wusterhausen Pferde bis zum Bauch im Wasser. Und bei der Polizei in Oranienburg stapeln sich 140 bei Fahrten durch das Wasser abhanden gekommene Autokennzeichen. Sorgen machen sich vor allem die Landwirte. Im Landessüden drohen durch Hagel Totalverluste bei Mais und Getreide. Die Getreideernte sollte dieser Tage starten. Im Landesrest gab es keine großen Schäden. Nur die Sonne muss jetzt kommen, die Ähren trocknen. Sonst ist die Gerste futsch.
nbsp;Alexander Fröhlich
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