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Brandenburg: Abriss und kein Ende

Märkische Wohnungsunternehmer müssen noch über Generationen hinweg zurückbauen

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Potsdam - Wir bauen auf und reißen nieder – Arbeit gibt es immer wieder. Märkische Wohnungsunternehmen müssen noch über mindestens eine Generation weiter ihre Häuser abreißen. Unter anderem auch Gebäude, die nach der Wende bereits saniert worden sind und auf denen somit hohe Schulden lasten. Das sagte gestern Ludwig Burkardt, Vorstand des BBU (Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmer) in Potsdam „Wer denkt, dass wir beim Rückbau von Wohnungen auf der Zielgeraden sind, der irrt sich.“

Schuld an der Misere sei aber nicht mehr ausschließlich die Abwanderung von Ost nach West, meinte Burkardt, sondern zunehmend die Altersentwicklung. Den aktuellen Prognosen der Landesbehörde für Statistik vom April 2008 werden bis zum Jahr 2030 im äußeren Entwicklungsraum fast 400 000 Menschen weniger leben als heute. Das entspreche, so warnte Burkardt, der aktuellen Einwohnerzahl von Cottbus, Spremberg, Senftenberg, Frankfurt/Oder, Schwedt, Brandenburg/Havel, Eisenhüttenstadt und Eberswalde.

36 900 Wohnungen haben die Mitgliedsunternehmen des BBU bereits seit Beginn des Stadtumbauprojektes im Jahre 2001 abgerissen. 6600 allein im vergangenen Jahr. Damit schafften es die vom BBU befragten Unternehmen in Brandenburg allerdings lediglich, ihre Leerstandsquote im Jahr 2007 von zwölf auf elf Prozent zu drücken. Im engeren Verflechtungsraum rund um Berlin betrage der Leerstand jetzt nur noch fünf Prozent.

Doch teilweise können die Unternehmen gar nicht so schnell abreißen, wie die Leute wegziehen. In der uckermärkischen Stadt Schwedt etwa, die als Musterbeispiel für schnellen, mutigen Plattenbau-Abriss gilt, stieg die Leerstandsquote bei den Verbandsunternehmen im vergangenen Jahr von vier auf 4,3 Prozent leicht an.

Sorgen bereiten den Unternehmen zudem die Mietpreisentwicklungen. Die durchschnittliche Steigerung der Nettokaltmieten um 1,2 Prozent, sei zu gering, um die Inflationsrate aufzufangen. Gut für die Bewohner,die sich über eine stabile Miete freuen, sagte Burkardt, Doch später würde den Hausverwaltungen das Geld für Investitionen fehlen. So sei nur in größeren Städten und im Speckgürtel mit der Investitionsrate Schritt zu halten, sagte Burkardt.

Bemerkenswert ist, das sich die Mietpreisentwicklung zwischen Speckgürtel und Randgebiet gar nicht so drastisch auseinander entwickelt wie vielleicht anzunehmen ist. Während in den Randregionen Berlins die BBU-Unternehmen 4,58 Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter einnehmen, sind es im äußeren Entwicklungsraum nur 43 Cent weniger. Auch im Zentrum Potsdams könne man je nach Lage und Ausstattung günstiger leben als in bestimmten Wohnungen am äußersten Rand der Mark. Mietpreis-Phänomene von sieben Euro und mehr gebe es in so geringer Zahl, dass sie kaum Einfluss auf den Schnitt haben.

Die BBU-Zahlen seien zwar nicht repräsentativ, wie Burkardt einräumte, aber aussagekräftig. Die 220 Mitgliedunternehmen bearbeiten in etwa die Hälfte des brandenburgischen Mietwohnbestandes.

Trotz der stagnierender Mieten und des nur langsam abnehmenden Leerstandes, der den Unternehmen im Nacken sitzt, wertet der Verband die Lage positiv. Unter anderem weil die Unternehmen in diesem Jahr ihre Bau-Investitionen um sechs Prozent auf rund 384 Millionen Euro anheben wollen, kündigte Burkardt an. Nur 30 Millionen davon werden allerdings in Neubauten fließen. Der Rest geht in die Modernisierung.

Andreas Wilhelm

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