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Brandenburg: Absturz im Mathe-Abitur

Aufgabe erinnert an das Germanwings-Unglück

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Berlin - Die Abitur-Klausuren für die Mathematik-Grundkurse sind eigentlich längst vorbei. Doch über eine Aufgabe muss so mancher auch eine Woche danach noch nachdenken. In der Textaufgabe mit der Überschrift „Gebirgsflüge“ sollten Schüler unter anderem den Kurs eines Flugzeugs berechnen, das in Richtung eines Berges fliegt, und nachweisen, dass die Bergspitze nicht auf der Flugbahn liegt. Ein Mathematiklehrer wirft der Senatsbildungsverwaltung nun „fehlendes Fingerspitzengefühl“ vor. „In der aktuellen Situation, wenige Wochen nach dem Germanwings-Unglück, ist eine solche Aufgabenstellung denkbar peinlich“, sagt Hans Jürgen Kleist, der am Canisius-Kolleg Mathematik, Psychologie und Religion unterrichtet.

Sechs Aufgaben standen zur Auswahl, davon mussten die Schüler drei bearbeiten. Auf dem Arbeitsblatt zur „Gebirgsflüge“-Aufgabe ist eine Grafik abgebildet, auf der ein Berg und eine Gerade, die die Fluglinie beschreibt, zu sehen ist. In einer Frage heißt es: „In Punkt P ändert der Flugkapitän seinen Kurs und fliegt in Richtung Q. Bestimmen Sie eine Geradengleichung für den neuen Kurs.“

Bei der Senatsbildungsverwaltung ist man sich des Problems bewusst, sagte Sprecherin Beate Stoffers. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte man die Aufgaben sicher getauscht: „Leider ist eine so kurzfristige Änderung der Aufgaben organisatorisch kaum leistbar: Der Druck der Abituraufgaben erfolgte im Februar.“ Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) teile die Einschätzung einer mangelnden Sensibilität in der Sache. Nach Angaben der Bildungsverwaltung lagen am Mittwoch zwei Beschwerdemails gegen die Aufgabenstellung vor.

Man hätte die Aufgabe mit einer aus den Nachschreib-Klausuren austauschen können, die erst in ein paar Wochen stattfinden, sagt Mathematiklehrer Kleist. Der Bildungssenat entgegnete, dass die Abi-Aufgaben lange vor dem Unglück entstanden sind. Sie seien im Landesinstitut für Schule und Medien (LISUM) bereits imNovember 2014 entwickelt und im Dezember auf Prüfung und Nachprüfung verteilt worden. Insbesondere bei der Mathematik seien die Aufgaben des Zentralabiturs (sechs Aufgaben im Set) zudem nicht so einfach austauschbar, weil mehrere Sachgebiete abgedeckt werden müssten mit bestimmten Alternativaufgaben.Sylvia Vogt

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