Brandenburg: Acht Jahre Haft für die Bluttat am Tegeler See
Geständnis des 17-jährigen Berliner Türken wirkte strafmildernd / 16-Jährige in Heime eingewiesen / Erneut wurde ein Fahrgast angegriffen
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Berlin - Sein Geständnis wirkte sich strafmildernd aus. Die nächsten Jahre wird Erol A. aber dennoch im Gefängnis verbringen. Der 17-Jährige Berliner Türke wurde gestern zu einer Jugendstrafe von acht Jahren verurteilt weil er vergangenen Juni am Tegeler See einen 23-jährigen Badegast erstochen hat. Darius E. musste sterben, weil er einem anderen Mann in einem banalen Streit um Müll helfen wollte, weil er Zivilcourage gezeigt hat.
Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn Erol A. in einem früheren Verfahren härter bestraft worden wäre. Das jedenfalls waren Überlegungen seines Verteidigers am Rande des nicht öffentlichen Prozesses. Nur zwei Monate vor der Bluttat war der Jugendliche zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt worden. Auch damals ging es um eine Messerattacke. Das Opfer, ein junger Mann, hatte Glück und überlebte. „Wahrscheinlich hätte diese Tat härter geahndet werden müssen“, sagte der Verteidiger.
Bei dem Angriff am See ging das Gericht den Angaben zufolge von einem Motivbündel aus: Erol A. wollte sich aus Sicht der Richter einerseits aufspielen, andererseits aber auch einem Kumpel helfen. Zu dieser Mischung sei dann auch noch eine Überforderung gekommen. Doch anders als die Anklage gingen die Richter nicht von einem Mord, sondern von einem Totschlag aus. Das Opfer sei nicht völlig arglos gewesen.
Vor dem tödlichen Angriff hatte es eine Schlägerei gegeben. Deshalb saßen drei Freunde von A. jetzt mit auf der Anklagebank. Die 17- bis 19-Jährigen wurden der gefährlichen Körperverletzung schuldig gesprochen. Für die ebenfalls geständigen Angeklagten endete der Prozess mit Bewährungsstrafen. Einer von ihnen soll während des laufenden Prozesses erneut gewalttätig geworden sein.
Der folgenschwere Streit am 12. Juni 2007 an der Badestelle „Im Saatwinkel“ begann mit einer harmlosen Bemerkung. „Heb mal die Folie auf“, soll ein 45-jähriger Badegast einen der Angeklagten aufgefordert haben. „Ich habe mich gewundert, warum der Mann das nicht netter gesagt hat“, erklärte Evrem T. vor Gericht. Wenig später soll der Badegast einen weiteren Kumpel von A. wegen eines Müllhaufens angesprochen haben. Laut Zeugen gingen da alle vier Angeklagten auf den Mann los. Ein Knüppel war im Spiel. Darius E. wollte dem in Bedrängnis geratenen Mann helfen. Er rang mit einem Kumpel von Erol A., als dieser zustach. Darius E. starb wenig später. Die jungen Angreifer sollen nach der Tat in einen Imbiss gegangen sein, wo sie Döner und Cola bestellten.
Unterdessen sind seit gestern zwei weitere junge Serientäter in Heimen untergebracht. Am Mittwochabend erging gegen zwei 16-Jährige einen Unterbringungsbeschluss. Sie wurden in Jugendheime im brandenburgischen Frostenwalde und in Berlin eingewiesen. Die beiden hatten am 8. Januar im S-Bahnhof Plänterwald einen 30-jährigen Fahrgast schwer verletzt, der die Jugendlichen vom Randalieren abhalten wollte. Den dritten Schläger, Dennis E., schickte der Richter nach Hause.
Immer wieder fallen in Berlin Jugendliche als Straftäter auf. Am Mittwochabend wurde ein BVG-Fahrgast attackiert, nachdem er sich gegen einen Randalierer gewendet hatte. Gegen 22 Uhr hatte sich der 17-Jährige Cihan D. in einem Bus der Linie M 41 mit seiner Freundin gestritten. Dabei zertrat D. eine Tür des Busses. Als sich ein 32-Jähriger einmischte, wurde er von D. und mehreren seiner Freunde angegriffen. Er wurde schwer im Gesicht und am Rücken verletzt. Cihan D. flüchtete wurde später von der Polizei aufgegriffen.
Obwohl er bereits knapp 20 Mal der Polizei aufgefallen war, überwiegend wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung, entschied die Polizei, ihn wieder frei zu lassen. K.Gehrke/J.Hasselmann
K.Gehrke, J.Hasselmann
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