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Brandenburg: Airport stellt S-Bahn vor Probleme
Für die neue Strecke zum Großflughafen werden mehr Wagen benötigt. Doch die technische Umrüstung der Züge dauert an.
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Berlin - Was die Berliner und Umlandbewohner ärgert, erfreut derzeit die S-Bahn: das miese Wetter. Weil die große Hitze ausgeblieben ist und sehr wahrscheinlich auch nicht mehr kommen wird, gab es in diesem Sommer keine massenweisen Ausfälle bei hohen Temperaturen. Am Donnerstag legte allerdings ein Kabeldefekt in einer Stromversorgungsanlage bei Zeuthen den Verkehr in Richtung Königs Wusterhausen von Betriebsbeginn bis gegen 10 Uhr lahm. Als Ersatz fuhren Busse.
Auf den nächsten Winter bereitet sich die S-Bahn zwar schon vor, doch erneute Ausfälle schließen das Unternehmen und die vom Senat beauftragten Experten, die von März bis Juli unter der Leitung des Ingenieurs Andrzey Nuszkiewicz vom Institut für Bahntechnik die Probleme der S-Bahn untersucht hatten, nicht aus.
Weil die Schwachstellen zwar erkannt worden sind, aber bis zum kommenden Winter noch nicht komplett beseitigt werden können, könne es bei strengem Frost und Schnee erneut Ausfälle geben, heißt es in dem Abschlussbericht. Im schlimmsten Fall könnten dann nicht mehr als 434 Doppelwagen einsetzbar sein. Auch im nächsten Sommer könnte der Einsatzbestand bei extremer Wetterlage nur 473 Doppelwagen umfassen, weil auch dann noch nicht alle Umbauten erfolgt seien. Derzeit benötigt die S-Bahn für einen regulären Betrieb 562 Doppelwagen. Am Donnerstag konnte sie nur 452 einsetzen. Wenn im Sommer 2012 die Strecke zum neuen Flughafen eröffnet wird, müssen sogar 575 Doppelwagen bereitstehen. Dass diese Marke erreicht wird, will aber selbst die S-Bahn nicht garantieren.
Erst Ende 2012/Anfang 2013 sollen alle Fahrzeuge technisch so weit sein, dass sie auch komplett eingesetzt werden können; nur 70 Doppelwagen sollen dann noch regelmäßig gleichzeitig in den Werkstätten stehen. Mit einer Instandhaltungsreserve von 10,8 Prozent liege die S-Bahn damit über dem Branchendurchschnitt von sechs bis acht Prozent, heißt es in dem Abschlussbericht der Experten. Sie bestätigen dem Unternehmen, die Weichen richtig gestellt zu haben, um aus der Krise fahren zu können.
Die Fachleute unterstützen auch den Plan der S-Bahn, die 70 Doppelwagen der einst für die BVG entwickelten Baureihe 480 und die 80 Einheiten der Reihe 485 aus DDR-Zeiten nach Auslaufen des Verkehrsvertrags mit den Ländern auszumustern. Die 500 Doppelwagen der Reihe 481 können nach Angaben der Experten dagegen noch durchschnittlich 23 Jahre fahren. Damit steigen die Chancen der S-Bahn, zumindest einen Großteil des Netzes auch nach dem Ende des Verkehrsvertrages weiter betreiben zu können, weil sie die nötigen Fahrzeuge besitzt.
Würden die Länder auf eine Vertragsverlängerung verzichten, müssten sie bei einem neuen Betreiber auch neue Fahrzeuge mitfinanzieren, was die Zuschüsse in die Höhe treiben würde. Und sollte es für ein Drittel des Netzes, für das ab 2017 neue Züge eingesetzt werden sollen, Probleme mit den Neubau-Fahrzeugen geben, könnten sogar die alten Bahnen – unter Auflagen – noch einige Jahre weiterfahren; allerdings dann wiederum nur unter Regie der S-Bahn. Ob die S-Bahn die Zusagen gegenüber den Experten und dem Senat einhalte, werde man „genau beobachten“, kündigte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) am Donnerstag an. Klaus Kurpjuweit
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