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Auch an der Straße Auf dem Kiewitt wurde in den vergangenen Jahren Feuerwerk gezündet.

© Andreas Klaer

„Alle Kliniken sind aktuell sehr belastet“: Potsdamer Chefarzt bittet um Verzicht auf Silvesterfeuerwerk

Gerade in der Silvesternacht ist in Brandenburgs Notaufnahmen viel los, weil Menschen sich beim Böllern verletzten – dabei ist die Lage in vielen Krankenhäusern schon angespannt.

Stand:

Angesichts der angespannten Lage in den Kliniken des Landes hat der Chefarzt der Notfallversorgung des Potsdamer Ernst-von-Bergmann-Klinikums, Michael Oppert, die Brandenburger gebeten, auch in diesem Jahr freiwillig auf privates Silvesterfeuerwerk zu verzichten. „Alle Kliniken sind aktuell sehr belastet“, sagte Oppert.

Die erfahrungsgemäß gerade in der Silvesternacht stark frequentierten Notaufnahmen würden sich – wie jedes Jahr – mit verstärkten Schichten auf diese Nacht vorbereiten. „Verletzungen etwa durch Feuerwerkskörper sind aber wirklich vermeidbar“, sagte Oppert. „Entlasten Sie uns und schützen Sie Ihre Gesundheit – und verzichten Sie gerne wieder auf privates Feuerwerk.“

Michael Oppert, Chefarzt und Leiter der Zentralen Notaufnahme des Bergmann-Klinikums.

© Andreas Klaer

Insgesamt verzeichnet das größte Krankenhaus der Landeshauptstadt noch immer eine hohe Zahl an Patienten mit Corona, Influenza oder RSV-Erkrankungen. Sie müssten strikt isoliert werden, was zu einer erhöhten Arbeitsdichte führe. Bei der stationären Aufnahme führen man bei den Patienten deswegen einen Test auf Corona und Influenza durch, sagte Geschäftsführer Hans-Ulrich Schmidt. Auf das RS-Virus werde bei Verdacht ebenfalls getestet.

Hinzu kämen Personalausfälle durch saisonale Infektionserkrankungen, erkrankte Kinder oder durch geplante Urlaube. „Wir bemühen uns, alle Ausfälle weiterhin auszugleichen – was vor allem durch die hohe Flexibilität unserer Mitarbeitenden noch möglich ist -, um Stationsschließungen zu vermeiden“, so Schmidt. Das Klinikum hat dennoch bis zum Ende des Jahres verschiebbare Eingriffe eingeschränkt, um die Notfallversorgung auch über die Feiertage sicherzustellen und in der aktuellen Situation weiter handlungsfähig zu bleiben. Der Fokus liege darauf, alle Stationen offenzuhalten und vor allem die Notfallversorgung sowie die Behandlung und Operation von Tumorerkrankungen uneingeschränkt und in gewohnter Behandlungsqualität fortzusetzen.

Kliniken im Nordosten gut vorbereitet auf die Feiertage

Entspannter ist die Lage derzeit in anderen Landesteilen. „Die Auslastung ist normal, die allgemeinen Krankenstände beim Personal sind jedoch hoch, sei es durch eigene Erkrankung oder Erkrankung der Kinder“, berichtet Andreas Gericke, Sprecher des in der Uckermark und im Barnim tätigen Krankenhausträgers GLG. Wenn es zu Engpässen komme, seien auch bei der GLG vor allem fehlende Fachkräfte das Problem. „Bislang läuft die Versorgung jedoch uneingeschränkt.“

Auf die kommenden Feiertage seien die Krankenhäuser im Nordosten des Landes gut vorbereitet. So sollen nach jetziger Planung auch ein Handchirurg und ein Augenarzt verfügbar sein, falls in der Silvesternacht Verletzte eintreffen. „Die ärztliche und pflegerische Notfallversorgung ist auf jeden Fall gewährleistet und auch auf mögliche höhere Patientenzahlen durch ,Silvesterverletzungen’ vorbereitet“, sagt Gericke.

Von einer sehr angespannten Lage berichtet dagegen die Sprecherin des Cottbuser Carl-Thiem-Klinikums, Antje Kabisch. Die aktuelle Influenza-Welle spüre man bei Mitarbeitern und Patienten. „Aber auch Corona-Infektionen wirken sich auf den Personalengpass aus und verlangen zudem dem medizinischen Personal nach wie vor viel ab, da die Behandlung der Patienten in Isolation sehr arbeits- und zeitaufwendig ist“, sagte Kabisch. „Stand heute haben wir 61 Covid-positive Patientinnen und Patienten im Haus.“ Alle planbaren Operationen seien bis auf weiteres abgesagt. „Insgesamt können wir also nicht entspannt in Richtung der Weihnachtsfeiertage schauen“, sagt Kabisch. „Wir müssen die Personalsituation täglich neu bewerten und gegebenenfalls über den Krisenstab Entscheidungen treffen.“

„Die Corona-Zahlen steigen seit drei Wochen wieder spürbar an. Die Infektionslage ist angespannt, die Situation in vielen Krankenhäusern äußerst schwierig“, sagte Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) am Dienstag zu der Entscheidung des Kabinetts, die Corona-Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr zu verlängern. Auch Besucher von Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegeheimen müssen weiter Masken tragen. Nach Angaben des Ministeriums werden aktuell 868 Patienten mit Covid-19 in Krankenhäusern behandelt, 83 mehr als vor einer Woche. Die Zahl neuer Corona-Patienten in Krankenhäusern je 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche liegt bei 19,2.

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