Brandenburg: „Alles platt, Trümmer in den Bäumen!“ Prozess: Mann soll Haus in die Luft gejagt haben
Borkheide - Die Brandwunden an den Händen von Harry K. sind inzwischen geheilt, aber reden will der Mann noch immer nicht.
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Borkheide - Die Brandwunden an den Händen von Harry K. sind inzwischen geheilt, aber reden will der Mann noch immer nicht. Nicht zu seinen persönlichen Verhälnissern, nicht zum Vorwurf, er habe sein neues Einfamilienhaus in Borkwalde am 4. April 2005 selbst in die Luft gesprengt. Als am 18. Januar dieses Jahres vor dem Landgericht Potsdam der Prozess gegen ihn begonnen hatte, trug Harry K. noch weiße Schutzhandschuhe. Es war der erte und bis gestern auch der einzige Prozesstag gegen Harry K. Der Prozess war zunächst vertagt worden.
Gestern ging der Prozess in die zweite Runde. Wie schon im Januar erklärte Harry K., sich weder zu seinen persönlichen Verhältnissen noch zum Tatvorwurf des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion äußern zu wollen. Mit regloser Miene lauschte der große, grauhaarige, deutliche älter Wirkende den Ausführungen der Staatsanwältin. Laut Anklage soll Harry K. zur Mittagszeit des 4. April 2005 den Gaszähler seines Einfamilienhauses abgebaut haben, so dass Gas ausströmen konnte. Das entstandene Gas-Luft-Gemisch sei von dem gelernten Gas-Wasser-Installateur dann mittels einer Mikrowelle, die mit einer Zeitschaltuhr versehen war, entzündet worden. Die Explosion machte das Häuschen dem Erdboden gleich. Zwölf benachbarte Gebäude wurden beschädigt, eins davon so schwer, dass die darin wohnende Rentnerin ausziehen musste. Auslöser der Tat soll eine so genannte Anpassungsstörung sein, an der der Angeklagte nach der Trennung von seiner langjährigen Lebensgefährtin gelitten habe. Zusammen mit einem möglichen Drogenkonsum sei erheblich verminderte Schuldfähigkeit nicht auszuschließen, so die Staatsanwaltschaft.
Der Polizeibeamte Jürgen H. (46) von der Wache Belzig war am 4. April 30 Minuten nach dem Notruf am Explosionsort eingetroffen. Wo einst das Haus des Angeklagten stand, sei alles platt gewesen, berichtete er gestern. Trümmerreste hätten in den Bäumen gehangen. Erste Befragungen der Anwohner hätten ergeben, dass es erhebliche Probleme zwischen Harry K. und seiner Lebensgefährtin gegeben, die Zwangsversteigerung des Hauses unmittelbar bevorgestanden habe.
Andreas M. (40), ein Nachbar des Angeklagten, berichtete gestern, er habe gerade sein Auto abgestellt, als das schräg gegenüberstehende Haus in die Luft flog. Er sei sofort hinübergelaufen, habe gesehen, wie Harry K. , nur mit Hemd und Unterhose bekleidet, aus den brennenden Trümmern kroch. Seine Haare seien versengt gewesen, die Haut habe sich von den Händen gelöst. Der Mann habe offensichtlich unter Schock gestanden, sei nicht ansprechbar gewesen.
Die Verhandlung soll am 18. Oktober unter anderem mit der Vernehmung der Ex-Lebensgefährtin, fortgesetzt werden. Ob sich Harry K. dann äußern wird, blieb gestern offen.. Gabriele Hohenstein
Gabriele Hohenstein
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