
© Silvia Passow PNN
Alte Lebkuchenfabrik in Kremmen: „Pandemie und Seuchen kamen in meinem Business-Plan nicht vor“
Katharina Neumann hat das Haus in der brandenburgischen Stadt als Café mit Pension wiederbelebt. Hier gehört das würzige Gebäck zu jeder Speise dazu – auch zum Rotkohl.
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Die Kunst der Lebküchler, Lebzeiter oder auch Pfefferküchler war lange Zeit ein eigenes Handwerk. Im Mittelalter schlossen sich die Lebkuchenbäcker sogar zu eigenen Zünften zusammen. Spezielle Würzmischungen und Honig waren charakteristisch für die lange haltbaren Lebkuchen. Eine spezielle Würzmischung wird auch in Kremmen verwendet, wo Katharina Neumann im Juli 2020 die Alte Lebkuchenfabrik als Pension und Café wiederbelebte.
Neumanns Lebkuchen sind echte Handwerkskunst mit überwiegend regionalen Zutaten. Sie verwendet Honig aus der Region, die Eier bezieht sie aus dem Nachbardorf. Die Chefin selbst kümmert sich ums süße Dekor.
Das gemütliche Café ist in Omas Landhausstil eingerichtet, mit viel Holz, altem Porzellan und einem Ofen. Im Hof sehen die Sitzecken selbst im November noch einladend aus. In den oberen Etagen liegen die Pensionszimmer.
Lebkuchen geht immer.
Café-Besitzerin Katharina Neumann
Als die Alte Lebkuchenfabrik an den Start ging, legte die Pandemie gerade das öffentliche Leben lahm. Eine heftige Herausforderung für die frischgebackene Geschäftsfrau. „Pandemie und Seuchen kamen in meinem Business-Plan nicht vor“, sagt Neumann. „Wird mir beim nächsten Mal nicht passieren, dann plane ich auch mit Viren, Kriegen und Alien-Invasionen.“ Geschäftlich, sagt Neumann, kennt sie nur Krise.
Die steigenden Energiepreise betreffen sie natürlich auch, nur vermag sie nicht zu sagen, wie groß der Unterschied zu normalen Zeiten wäre. Die hat sie in ihrem Café noch nicht erlebt. Dennoch ist sie optimistisch: „Die Leute schätzen unsere regionale Handwerkskunst.“ Eigentlich sei Lebkuchen kein Saisongeschäft. „Lebkuchen geht immer“, sagt sie über das Gebäck, das gern mit Weihnachten verbunden wird.
Zur Alten Lebkuchenfabrik kam die 34-Jährige eher durch Zufall. Die gelernte Hotelfachfrau hat Tourismus studiert, eine eigene Pension war „nur für sehr viel später im Leben“ geplant. Doch dann hörte sie, dass die Alte Lebkuchenfabrik zu haben war. Ein Haus mit Geschichte, das war es, was sie sich vorstellte.
Im Café gibt’ s den Kaffee mit Lebkuchensirup und Hafermilch. Das Angebot an warmen Speisen wechselt saisonal – und auch hier ist immer Lebkuchen dabei, etwa bei der Rotkohlsuppe mit Lebkuchen-Croutons.
Gleich hinter dem Eingang kann der alte Ofen bewundert werden, in dem früher der Lebkuchen gebacken wurde. Per Zufall bei Arbeiten im Haus wiedergefunden, steht er, wie auch die Alte Lebkuchenfabrik, unter Denkmalschutz. Die Belegschaft von einst schaut auf einem großen Schwarz-weiß-Foto überm Verkaufstresen auf die Gäste herab. Wem es gefällt, der kann gern bleiben. Vorausgesetzt, oben in der Pension ist noch ein Zimmer frei.
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