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Aufarbeitung der DDR-Strukturen im Sport: Alte Reflexe und neue Reflektion

Ob Doping oder Stasi-Verstrickung – der DDR-Sport und der Erhalt alter Strukturen wurden in Brandenburg lange Zeit überhaupt nicht aufgearbeitet. Die Sporthistorikerin Jutta Braun will das in einem Forschungsprojekt nun ändern.

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Potsdam – Steffen Reiche wurde fast euphorisch. Als der ehemalige Brandenburger SPD-Bildungsminister jüngst über die Errungenschaften seiner Amtszeit referierte, erklärte er stolz, dass die seit 2002 geführte Potsdamer Eliteschule des Sports die erste dieser Art in Deutschland war. Während nach der Wende bei all dem Umbruchseifer „in manchen neuen Bundesländern das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wurde“, so Reiche, lief in der Mark einiges anders: Bei der Aufarbeitung der Geschichte und der Bewältigung der SED-Diktatur gab es den Brandenburger Weg – auch im Sport. „Wir haben Eliteförderung und allgemeine Bildung zur Harmonie geführt“, beschrieb Reiche die Transformation der einstigen Kinder- und Jugendsportschulen (KJS) in die Eliteschule.

23 Jahre nach der Wende rückt in Brandenburg der Spitzensport in den drei ehemaligen DDR-Bezirken Potsdam, Cottbus und Frankfurt/Oder sowie dessen Aufarbeitung in den Fokus einer weitaus kritischeren Sicht, als sie Ex-Minister Reiche kürzlich an den Tag legte. Allen voran Ines Geipel: Die ehemalige Ost-Sprinterin, DDR-Systemkritikerin und spätere Doping-Aufklärerin, warnt: „Die Eliteschule stehen auf dünnem Eis!“ Dünn, weil Geipel zufolge „im Hinblick auf die derangierten DDR-Konzepte, die zu viele Hartz IV-Bezieher und bergeweise seelischen und körperlichen Notstand produziert haben, keine ausreichend klare inhaltliche und glaubwürdige Transparenz auszumachen ist“.

Die Geschichte der gescheiterten und aussortierten Sportler der DDR-Kaderschmieden, der Umgang mit Athleten, die sich Doping, Staatsdoktrin und Spitzeltätigkeit widersetzten oder deren Opfer wurden, sind wenig oder gar nicht aufgearbeitete Kapitel im Land Brandenburg. So gab es erst vor wenigen Wochen den monotypischen Aufschrei und ebenso bekannten Abwehrreflex, als die Potsdamer Kugelstoß-Legende Udo Beyer über regelmäßige Einnahme leistungssteigender Mittel berichtete. Und zumindest Erklärungsbedarf offenbarte sich an der Personalie des aktuellen Geschäftsführers „Sport“ im Landessportbund (LSB), dessen Spitzeltätigkeit als Inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit jetzt öffentlich wurde. Laut LSB-Hauptgeschäftsführer Andreas Gerlach war die IM-Historie seines Kollegen bekannt. Sie sei geprüft sowie bewertet worden und stehe der heutigen Funktion im LSB nicht entgegen.

Lesen Sie die ganze Geschichte in der DONNERSTAGAUSGABE der POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN

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