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Gebrochene Berufsbiographien, weniger Rente als im Westen: Viele Fünfzigjährige in den neuen Bundesländern sehen eher pessimistisch in die Zukunft.

© dpa

Angst vor sozialem Abstieg: Ältere Ostdeutsche blicken pessimistisch in die Zukunft

Sie stemmten die Wiedervereinigung, hatten viele Hoffnungen und haben nun Angst vor dem Alter: Ältere Ostdeutsche blicken pessimistisch in die Zukunft. Ein Autor des Sozialreports der Volkssolidarität spricht sogar von einer "Verlierergeneration".

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Berlin - Ältere Ostdeutsche machen sich zunehmend Sorgen um ihre finanzielle Situation. Wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage im Auftrag der Volkssolidarität hervorgeht, sind 61 Prozent der 50- bis 64-Jährigen in den ostdeutschen Bundesländern unzufrieden mit ihren Zukunftsaussichten. Rund ein Viertel der Menschen ab 55 Jahren hat Angst davor, dass die Rentenzeit einen sozialen Abstieg bedeutet anstatt wohlverdienter Ruhestand zu sein.

Die Zahlen stammen aus dem zwölften Altersbericht der Volkssolidarität. Der "Sozialbericht 50+" wurde vom Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrum Berlin-Brandenburg erstellt. Die Mitarbeiter befragten in diesem Jahr 1.256 Menschen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR, 350 davon gehörten der Altersgruppe 50 bis 65 Jahre an.

Der Mitautor der Studie, Thomas Hanf, betonte, diese Menschen hätten als damals 25- bis 40-Jährige am aktivsten am politischen Umbruch teilgenommen. Gekennzeichnet sei diese Generation durch "Karrierestau" in der DDR. Die Wiedervereinigung habe Hoffnung auf neue Perspektiven gegeben, die danach aber enttäuscht worden sei. So sei diese Gruppe am meisten vom Arbeitsmarkt benachteiligt worden.

Gebrochene Erwerbsbiografien wirkten sich nun auf die finanzielle Situation im Alter aus. Hanf sagte, die Tragik dieser Altersgruppe zeige sich im diesjährigen Altersbericht so deutlich wie nie zuvor. Man müsse von einer "Verlierergeneration" sprechen, sagte er.

Nach der Studie drückt sich bei den Ängsten der Rentner die Tatsache aus, dass der Anteil Älterer unter den Arbeitslosen weiter steigt. Lag er 2007 bei 28 Prozent, sind heute 35 Prozent der Menschen ab 50 Jahren arbeitslos. Nach der Studie fühlt sich die Hälfte der älteren Ostdeutschen im Fall von Arbeitslosigkeit, Alter und Pflegebedürftigkeit nicht abgesichert. Eine Mehrheit rechnet mit weiteren Verschlechterungen hinsichtlich der finanziellen Situation, des eigenen Wohlstands und der Kaufkraft im Alter.

Die Älteren sind deshalb auch deutlich unzufriedener mit ihrer Gesamtsituation: Nur 47 Prozent sind alles in allem zufrieden. Betrachtet man alle Altersgruppen in Ostdeutschland, liegt dieser Wert bei 57 Prozent. Nur 33 Prozent der Älteren sind zufrieden mit der wirtschaftlichen Situation (alle Altersgruppen: 43 Prozent).

Der Präsident der Volkssolidarität, Gunnar Winkler, forderte die Politik auf, mehr Beschäftigungsmöglichkeiten für Ältere zu schaffen und damit gegen Altersarmut vorzubeugen. Der Verband, der die Interessen der Ostdeutschen vertritt, drängt zudem auf eine schnelle Angleichung in Ost und West bei Mindestlöhnen und Rentenniveau.

Die Renten im Osten betragen im Schnitt 91 Prozent der Westrenten. Wann eine Angleichung erfolgt sein muss, ist Streitpunkt in der Politik. Winkler sagte, eine Angleichung, die noch einmal 20 Jahre dauert, sei nicht hinnehmbar. Er verlangte, bis zum Ende der gerade beginnenden Legislaturperiode soweit zu sein. (epd)

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