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Brandenburg: Amokfahrer kommt in die Psychiatrie

Ermittlungen werden wegen versuchten Mordes geführt / Zahl der Verletzten erhöhte sich auf 26

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Berlin - Der Amokfahrer, der am Sonntag mit einem VW Polo auf die Fanmeile raste und 26 Menschen verletzte, ist gestern von einem Richter in die Psychiatrie eingewiesen worden. Dies teilte die Staatsanwaltschaft am Abend mit. Die Schuldfähigkeit sei aufgehoben oder vermindert, hieß es. Rahmat S. konnte keine Angaben machen, da er glaubte, nur an einem Vorfall in der U-Bahn beteiligt gewesen zu sein, sagte ein Justizsprecher. Die Ermittlungen werden wegen versuchten Mordes geführt.

Wie berichtet, hatte der 33-Jährige gegen 15.30 Uhr mit seinem Wagen die Gittersperre an der Ebertstraße durchbrochen und war etwa 300 Meter weit in Schlangenlinien bis vor die Hauptbühne am Brandenburger Tor gefahren. Dort fuhr er gegen die massiven Sperren. Mit im Auto saß seine 55-jährige Mutter. Sie wurde gestern nach der Vernehmung entlassen. S. war der Polizei bislang nicht bekannt, Alkohol soll er nicht getrunken haben.

Fast alle Verletzten erlitten nur leichte Blessuren und konnten von den Sanitätern der Fanmeile verarztet werden. Zehn wurden ambulant im Krankenhaus behandelt, nur ein elfjähriger Junge erlitt schwere Verletzungen, Schürfwunden und eine Gehirnerschütterung. Nach Informationen dieser Zeitung stammt die Familie des Mannes nicht aus Indien, sondern aus Pakistan. Rahmat S., der einen deutschen Pass hat, ist in Hannover geboren und lebt seit vielen Jahren in Reinickendorf. In dem sechsstöckigen Haus dicht am Flughafen Tegel reagierten die Nachbarn von Rahmat S. gestern völlig überrascht. „Ein netter und höflicher junger Mann“, sagte eine Frau. Mehrere Mieter sagten, dass man sich zwar gegrüßt habe, sonst aber nicht miteinander gesprochen habe. Er sei nie auffällig gewesen und habe sich sehr um seine Blumen auf dem Balkon gekümmert, ergänzt eine Frau, die seit 30 Jahren im Haus wohnt. Er habe akzentfreies Deutsch gesprochen. Häufig sei seine Mutter in die Einzimmerwohnung zu Besuch gekommen.

Wie berichtet, war S. mit seinem silbernen Kleinwagen, nachdem er sich zwischen den Gittern festgefahren hatte, sofort von Polizisten mit gezogener Dienstwaffe umringt worden, Rahmat S. wurde aus dem Wagen gerissen und zu Boden geworfen. Zeugen berichteten, dass die Polizei sehr rasch agiert habe.

Noch am Sonntagabend hatte Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) angekündigt, dass das Sicherheitskonzept für die Fanmeile nicht verändert werde. Es bleibt also bei den Sperrgittern und den genauen Personenkontrollen an den Eingängen. Betonklötze oder Stahlpoller wie vor gefährdeten Botschaften werde es nicht geben. Dies gaukle nur eine „Scheinsicherheit“ vor, sagte Polizeipräsident Dieter Glietsch. Wenn ein Verrückter Schaden anrichten wolle, sei dies nie mit hundertprozentiger Sicherheit zu verhindern, sagte Körting. Dies habe auch der Amoklauf am Berliner Hauptbahnhof Ende Mai gezeigt.

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