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Streit um Flugrouten: An Müggelsee-Route festgehalten

Flugsicherung lehnt Alternativvorschlag zur Entlastung ab. Modifizierte Streckenführung zwischen Seddiner See und Michendorf

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Schönefeld - Die Friedrichshagener Flugroutengegner müssen weiter – wie am gestrigen Montag – demonstrieren, wenn sie die Routen über den Müggelsee vermeiden wollen. Die Hoffnung, die Deutsche Flugsicherung (DFS) würde auf der Sitzung der Schönefelder Fluglärmkommission am Montag die vorgeschlagene Alternative mit Flügen über die Gosener Wiesen akzeptieren, hat sich nicht erfüllt. Vielmehr machte der Berliner DFS-Chef Hans Niebergall klar, dass es aus Sicht der Flugsicherung keine Alternative zum Überfliegen des Sees gebe. Das letzte Wort hat das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung, das die Routen spätestens Anfang 2012 festlegen muss. Niebergall verwies nochmals darauf, dass Ziel bei der Planung sei, Doppelbelastungen der Anwohner zu vermeiden. Da Erkner auf jeden Fall bei Westwind durch landende Maschinen belastet sei, habe die DFS die Route bei Starts von der Nordbahn gen Osten über den Müggelsee gelegt. Dort werden keine bewohnten Gebiete überflogen, aber dafür leidet ein Naherholungsgebiet unter dem Krach der startenden Maschinen. Rund 120 Flüge soll es vorläufig pro Tag bei Ostwind geben, der an etwa 100 Tagen im Jahr weht.

Würden die Maschinen über die Gosener Wiesen fliegen, kämen sie in den roten Bereich der Südstartbahn. Dort wären dann keine Geradeausflüge möglich. Ein grundsätzliches Verlagern dieser etwa zehn Flüge pro Tag sei planungsrechtlich nicht möglich, weil es in der Genehmigung keine Beschränkungen für eine der beiden Startbahnen gebe, sagte Niebergall weiter. Nach dem vorliegenden Planungsrecht müssten Flüge innerhalb der genehmigten Zeiten von allen Bahnen möglich sein.

Die Fluglärmkommission selbst hat keine Entscheidung getroffen, sondern Anträge, die für und gegen die Müggelseerouten waren, ans Bundesaufsichtsamt weitergeleitet. Dort muss man nun mit dem Widerspruch fertigwerden. Ob das Bundesaufsichtsamt, das dem Bundesverkehrsministerium untersteht, nochmals die Flugsicherung auffordert, die Alternativvorschläge ausführlicher zu prüfen, ist offen.

Bei der Müggelseeroute sei man nach den gleichen Prinzipien wie in Wannsee verfahren, sagte Niebergall weiter. In Wannsee hat die DFS die Routen nach den heftigen Protesten dort allerdings geändert. Der Unterschied liege darin, dass der Wannsee 31 Kilometer vom Flughafen entfernt liege, der Müggelsee aber lediglich elf. Deshalb fliegen die Maschinen nach den Plänen der Flugsicherung wesentlich niedriger über den Müggel- als über den Wannsee. Dort wird es nach der Änderung ohnehin nur wenige Flüge geben. Allerdings werden landende Maschinen, die aus Osten kommen, den Süden Berlins überfliegen, wenn sie bei Ostwind auf der Nordbahn ankommen.

Bei anderen Routen hat die DFS einige kleinere Änderungen vorgeschlagen. Unter anderem soll, wie es hieß, eine ausgewogenere Führung der Abflugrouten zwischen der Region am Seddiner See und Michendorf erreicht werden. Wie berichtet war bisher eine Streckenführung über Wildenbruch und den Seddiner See geplant. Diese Route soll nun ein Stück nördlich in Richtung A10 und den Neuseddiner Güterbahnhof verschoben werden. Dadurch könnten jedoch die Orte Alt-Langerwisch, Michendorf, Ferch oder Neuseddin wieder etwas stärker belastet werden. Bis zur nächsten Sitzung der Komission soll der Vorschlag noch einmal präzisiert werden, hieß es.

Nuthetals Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke) nahm erstmals an der Sitzung der Fluglärmkommission teil. Ihre Gemeinde war erst vor einigen Tagen als 44. Mitglied aufgenommen worden. Für sie ist besonders wichtig, dass die startenden Maschinen ab Ludwigsfelde konsequent in Richtung A10 und nicht weiter geradeaus über Saarmund und Bergholz-Rehbrücke geführt werden. Das sei ihr seitens der DFS noch einmal versichert worden, erklärte Hustig am gestrigen Montag.

Sorgen bereitet Vertretern vieler Kommunen, dass die startenden Maschinen ab einer Höhe von 5000 Fuß (1500 Meter) eine Freigabe zum Verlassen der Routen erhalten können. So sollen Flugzeuge, die bei Ludwigsfelde diese Höhe erreicht haben, über die Region Teltow in Richtung Norden und Osten abschwenken. Am Frankfurter Flughafen würde eine solche Freigabe zeitlich gestaffelt erst zwischen 6000 und 10 000 Fuß erfolgen, argumentierten Vertreter der Kommunen am Montag. Auch das soll auf der nächsten Kommissionssitzung noch einmal Thema werden.

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