Brandenburg: Angebliche Todesfälle in Seniorenheim beschäftigen Polizei
Landesamt für Soziales und Versorgung hat Weiterbetrieb des Heims zum 31. Januar 2008 untersagt
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Zepernick - Berichte über ungeklärte Todesfälle in einem Seniorenheim in Zepernick (Barnim) beschäftigen die Kriminalpolizei. Wie ein Sprecher des Präsidiums in Frankfurt (Oder) gestern bestätigte, gehen die Ermittler den Vorwürfen gegen den Heimbetreiber nach, eine Anzeige liege aber noch nicht vor.
Die „Märkische Oderzeitung“ hatte unter Berufung auf Angehörige berichtet, dass in der Einrichtung eine demente Seniorin verdurstet sei, ein ebenfalls dementer Rentner sei durch einen Sturz vom Balkon zu Tode gekommen.
Die Geschäftsführerin des Heimes, Gisa Kuhn, sagte, ihre Einrichtung treffe aller Wahrscheinlichkeit keine Schuld. Es liefen aber noch interne Untersuchungen.
Das Seniorenheim mit 185 Plätzen erregt seit längerem Aufsehen in der Region. Der Heimaufsicht beim Landesamt für Soziales und Versorgung in Cottbus ist zwar von den Todesfällen nichts bekannt, eine Sprecherin berichtete jedoch von Mängeln in der Pflege. Die Behörde hat dem Betreiber, der ortsansässigen gemeinnützigen GmbH für Senioren und Behinderte Niederbarnim, vor kurzem den Weiterbetrieb des Heims zum 31. Januar 2008 untersagt. Zu den Gründen zählen nach Worten der Sprecherin Mängel in der Organisation, unter denen die Pflege gelitten habe. So seien Beschäftigte nicht ordnungsgemäß mit Arzneimitteln umgegangen, Bewohner wurden ungerechtfertigt im Bett festgebunden.
Kuhn sagte: „Sicher haben wir Mängel.“ Durch die Verteilungsschlüssel im Pflegesystem gebe es permanent zu wenige Pflegekräfte. Im Fall des abgestürzten Rentners habe das Heim jedoch nicht gewusst, dass dieser eine sogenannte Weglauftendenz habe und dass er seinen Angehörigen seinen Suizid für den Fall angekündigt habe, dass sie ihn in ein Heim bringen. Der Fall der angeblich verdursteten Seniorin werde noch geprüft. Für Berichte über Maden unter dritten Zähnen von dementen Bewohnern gebe es keine Grundlage, fügte Kuhn hinzu.
Die Gemeinde hat der gemeinnützigen GmbH den Pachtvertrag für das Haupthaus des Komplexes mit 160 Plätzen gekündigt. Ausschlaggebend war nach Angaben von Bürgermeister Rainer Fornell jedoch allein die nach Ansicht der Gemeinde zu geringe Pacht. Vom 1. Januar an übernehme ein niedersächsischer Unternehmer den Betrieb. Die derzeitige Betreiberin Kuhn sucht nach eigenen Worten derzeit auch nach einer Lösung für einen weiteren Bau, in dem der verbleibende Teil des Heims untergebracht ist.
dpa
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