zum Hauptinhalt

Matthias Matern wünscht sich endlich einen richtigen Wolfs-Horrorfilm: Angst vor dem bösen Wolf

Da hat das Autoren-Kollektiv des Landesbauernverbandes mal wieder eine ganz besonders feine Nase für gute Geschichten bewiesen. Fast filmreif liest sich die aktuelle Pressemitteilung der Bauern-Lobbyisten.

Von Matthias Matern

Stand:

Da hat das Autoren-Kollektiv des Landesbauernverbandes mal wieder eine ganz besonders feine Nase für gute Geschichten bewiesen. Fast filmreif liest sich die aktuelle Pressemitteilung der Bauern-Lobbyisten. Aus dem mittlerweile fast ausgenudelten Wolfsthema hat der Verband ein erstklassiges Drehbuch für einen Tier-Horrorstreifen zusammengebastelt, der schräge Klassiker des Genres wie den Horror-Alligator oder Piranhas fast blass aussehen lassen.

Offenbar gedeckt von zwielichtigen Mitarbeitern in den brandenburgischen Naturschutzbehörden hat sich die Zahl der Wölfe im Land jenseits aller offiziellen Zahlen auf eine sagenhafte Population von bis zu 400 Tieren hochgeschraubt. Einzelne Vorfälle im Bundesgebiet, wo Wölfe in Wohngebieten gesichtet wurden, haben die Meister ihres Fachs als Grundlage genommen, um einen Plot zu erfinden, bei dem die wieder eingewanderten Raubtiere in „Großrudeln von über 20 Wölfen“ blutgierig durch die deutschen Lande streifen. „Im Internet kursieren Filme von Wölfen, die ihre Beute durch Wohngebiete schleppen, einen Waldkindergarten aufsuchen (LK Vechta) und sich auf Terrassen von Einfamilienhäusern aufhalten“, verrät uns der Landesbauernverband eine seiner Recherchequellen. Wie die Autoren auf die Zahl von bis zu 400 Wölfen allein in Brandenburg inklusive der gesamten Lausitz kommen, verraten sie uns leider nicht. Erst Anfang des Jahres hatte Brandenburgs Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger (SPD) auf eine parlamentarische Anfrage der fraktionslosen Abgeordneten Iris Schülzke (BVB/Freie Wähler) im Brandenburger Landtag die Zahl der Wölfe im Land auf etwa 90 geschätzt. Vernebelungstaktik? Wer steckt dahinter? Oder können Brandenburgs Naturschützer bloß nicht zählen?

Der Landesbauernverband dagegen beschwört die wachsende Gefahr für den Menschen herauf. Deren Schutz sei mit dem aktuellen Wolfsmanagementplan des Landes nicht mehr zu gewährleisten. Der „Schritt zu aggressivem Verhalten gegenüber dem Menschen“ sei nicht mehr groß, heißt es im Drehbuch und: „Die Politiker sind gefragt.“ Ich sage nein, die Filmindustrie ist gefragt!

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })