Brandenburg: Angst vor Heimatverlust
250 Menschen protestieren gegen Abbaggerung
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Atterwasch - Rund 250 Teilnehmer haben am Montag bei einem Dorffest in Atterwasch (Spree-Neiße) gegen neue Tagebaue und Erweiterungen von Braunkohlegruben demonstriert. Bei einem Gottesdienst setzen sie sich in der mehr als 700 Jahre alten Feldsteinkirche des Ortes für die Bewahrung der Schöpfung ein, wie der Geschäftsführer des Brandenburger Bauernbundes, Reinhard Jung, am Montag berichtete. Der Bauernbund ist Träger des Festes, mit dem seit fünf Jahren gegen neue Tagebaue protestiert wird.
Es gibt Pläne für eine weitere Grube in der Lausitz ab Mitte der 2020er-Jahre auf dem Gebiet der Dörfer Atterwasch, Kerwitz und Grabko. Von einer Umsiedlung wären 900 Einwohner betroffen. „Das Reservoir der jetzigen Tagebaue reicht bei maßvoller Ausbeutung noch bis 2050“, sagte Jung. „Danach sollte es sowieso keine umweltschädliche Braunkohleverstromung mehr geben.“ Der schwedische Staatskonzern Vattenfall hatte kürzlich seine Braunkohlesparte in der Lausitz an den tschechischen EPH-Konzern verkauft. Jung war erbost, dass Landeswirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD) und EPH-Miteigentümer Daniel Kretínský eine Einladung zum Fest ausgeschlagen hätten. „Aber die Dorfbewohner, über denen seit bald zehn Jahren das Damoklesschwert des Heimatverlustes schwebt, sind offenbar nicht wichtig genug“, sagte er.
Atterwasch und die benachbarten Dörfer Kerwitz und Grabko im Grenzgebiet zu Polen liegen in der Nähe des Tagebaus Jänschwalde. Pläne in der Lausitz für neue Tagebaue und Erweiterungen von Gruben existieren seit Jahren. Ob der neue Cottbuser Tagebaubetreiber LEAG, der zu EPH gehört, sie konsequent fortführen wird, will das Unternehmen in den nächsten Monaten bekanntgeben. Seit Jahren gibt es in südbrandenburgischen Dörfern, die den Kohlebaggern weichen müssten, Protest gegen die Pläne.
Mit dem Dorffest in Atterwasch sollte auch in diesem Jahr ein Zeichen gesetzt werden. Nach einem Gottesdienst folgte ein Podiumsgespräch über den Strukturwandel in der Lausitz. Als Podiumsteilnehmer sprach unter anderem der Wirtschaftswissenschaftler Christian von Hirschhausen. Vom brandenburgischen Wirtschaftsministerium und von EPH hatte es Absagen gegeben, teilte Bauernbund-Geschäftsführer Reinhard Jung mit. PNN/dpa
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