Brandenburg: Angst vor Überflutung in Herzberg
Schwarze Elster gefährdet Innenstadt. Zahlreiche Keller bereits unter Wasser. Eisbrecher auf der Oder brechen Abflussrinne auf
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Herzberg - Helmut Weber steht an seinem Gartenzaun und schaut zur Schwarzen Elster. Der sonst etwa acht Meter breite Fluss hat sich auf mehr als 50 Meter ausgedehnt. Die Angst vor einem neuerlichen Hochwasser ist im südbrandenburgischen Herzberg groß. „Ich kann kaum noch schlafen“, sagt der Rentner. „Wenn ich nachts aufwache, schaue ich aus dem Fenster, ob der Hof noch trocken ist.“ Im Keller stehe das Wasser knöcheltief. Die Pumpe laufe ununterbrochen. Doch eigentlich habe das gar keinen Sinn, sagt er resignierend.
Auf der Oder dagegen haben die Eisbrecher nach einwöchigem Kampf ein wichtiges Etappenziel erreicht. In der Nähe von Hohenwutzen schafften sie eine Abflussrinne für die Schollen. Diese setzten sich in Bewegung und schwammen stromabwärts in Richtung Stettin und Ostsee.
Im Süden dagegen erreichte der Pegel der Schwarzen Elster in Herzberg die höchste Hochwasseralarmstufe. Bislang halten aber auch hier die Deiche und Dämme dem Druck stand. Den Bewohnern von Herzberg dagegen steht womöglich das Schlimmste noch bevor. Der Pegel der Schwarzen Elster erreichte am Dienstag mit 3,30 Metern exakt den Richtwert für die höchste Hochwasser-Alarmstufe 4, der Wasserstand stagniert derzeit. Seit Montag gilt im gesamten Landkreis Elbe-Elster Stufe 3.
„Alle Einwohner sind nervös“, erzählt Irmgard Müller, die mit dem Fahrrad zum Fluss gefahren ist, um sich selbst ein Bild zu machen. „Wenn die Dämme reißen oder das Wasser über die Ufer tritt, läuft die ganze Innenstadt voll.“ Noch steht der Fluss etwa 80 Zentimeter unter der Deichkante. Wie hoch das Wasser noch steigen wird, hängt vor allem von den Temperaturen und vom Niederschlag der kommenden Tage ab.
Die Stadt Herzberg ist bereits zum vierten Mal innerhalb der vergangenen acht Monate vom Hochwasser betroffen. Jetzt kontrollieren erneut Deichläufer die Dämme. Frank Kutzsch ist seit den frühen Morgenstunden unterwegs. „Noch sind die Deiche stabil, weil der Boden gefroren ist“, sagt der Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Doch der für die kommenden Tage angesagte Regen bereite große Sorgen. Zwei Stellen seien schon besonders gefährdet, so Kutzsch. Die Stadt halte hunderte Sandsäcke bereit.
Der Landkreis Elbe-Elster, insbesondere die Städte Herzberg, Elsterwerda und Bad Liebenwerda, hatten bereits im vergangenen Jahr enorm unter Hochwasser gelitten. Landrat Christian Jaschinski (CDU) hatte eine schnelle Sanierung der Deiche gefordert und erst kürzlich seine Besorgnis geäußert, dass bei Tauwetter und Niederschlägen wieder eine bedrohliche Situation entstehen könne. „Wir sind vorbereitet, wissen aber nicht, ob die Deiche nochmals einer solchen Belastung wie im September und Oktober standhalten“, hatte er gesagt. Lars Hartfelder
Lars Hartfelder
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