Brandenburg: Anklage gegen Heimleiter Insassen getreten und mit Brennnesseln geschlagen
Neuruppin - Die Staatsanwaltschaft Neuruppin hat Anklage gegen einen 50-jährigen ehemaligen Leiter eines Jugendwohnprojektes in Marienfließ, Ortsteil Frehne, in der Prignitz erhoben. Dem Mann wird vorgeworfen, drei 12- bis 15-jährige Bewohner seines Heimes mehrfach misshandelt zu haben.
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Neuruppin - Die Staatsanwaltschaft Neuruppin hat Anklage gegen einen 50-jährigen ehemaligen Leiter eines Jugendwohnprojektes in Marienfließ, Ortsteil Frehne, in der Prignitz erhoben. Dem Mann wird vorgeworfen, drei 12- bis 15-jährige Bewohner seines Heimes mehrfach misshandelt zu haben. Dabei soll es zu Schlägen mit Brennnesseln auf den nackten Oberkörper, zu Schlägen ins Gesicht und zu Tritten in den Bauch gekommen sein. Die Vorfälle sollen sich von September 2012 bis Juni 2013 ereignet haben.Nach Bekanntwerden der Vorwürfe im Juni 2013 hatte das kreisliche Jugendamt alle sechs zu diesem Zeitpunkt in Marienfließ untergebrachten Jugendlichen in Obhut genommen. Das Landesjugendamt sprach einen sofortigen Belegungsstopp aus. Ende 2013 wurde die Jugendwohngruppe durch das brandenburgische Jugendministerium geschlossen.
Zuvor, im März 2013, war das Wohnprojekt von einer siebenköpfigen Gruppe überfallen worden. Zwei Bewohner, ein Betreuer und ein Angreifer waren dabei verletzt worden. Der jetzt angeklagte Leiter der Wohngruppe hatte sich damals offensiv an die Öffentlichkeit gewandt und von einem fremdenfeindlichen Angriff eines rechten Mobs auf seine Einrichtung gesprochen, in der auch Kinder und Jugendliche aus Migrantenfamilien untergebracht waren. Auch den Hiltergruß sollen die Angreifer gezeigt haben. Der Staatsschutz ermittelte deshalb. Wenige Monate später aber nahm die Polizei dann ein Ermittlungsverfahren gegen den Heimleiter selbst auf – wegen der Misshandlungsvorwürfe.
Der Heimleiter war zugleich Vorsitzender des Trägervereins, der in dem Prignitzer Dorf seit Januar 2006 verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche im Alter von zwölf bis 18 Jahren in einem alten Gutshaus nach dem Familienprinzip mit innewohnenden Erziehern betreut und sozialpädagogische Integrationshilfe anbot. Gegen den Heimleiter hatte es bereits vor Jahren Misshandlungsvorwürfe gegeben. Im September 2012 stand er vor dem Amtsgericht Perleberg, die Anklage lautete auf Körperverletzung in mehreren Fällen in den Jahren 2008 bis 2011 und Freiheitsberaubung. Der Mann selbst hatte die Vorwürfe bestritten, das Gericht stellte das Verfahren gegen ihn wegen widersprüchlicher Aussagen der Jugendlichen im Prozess ein. Peter Huth
Peter Huth
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