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Brandenburg: Anschlag auf Frankfurter Ausländeramt

Unbekannte warfen „Stinkbombe“ und schlugen Scheiben ein / Kein Bekennerschreiben

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Unbekannte warfen „Stinkbombe“ und schlugen Scheiben ein / Kein Bekennerschreiben Von Jörg Schreiber Frankfurt (Oder). „Ausländerbehörde heute geschlossen“ steht an den Türen des früheren Kita-Gebäudes in einem Hinterhof von Frankfurt (Oder). Unbekannte hatten in der Nacht zu Dienstag die Fenster des Amtes im ersten Stock eingeworfen und eine „Stinkbombe“ mit einer übelriechenden Flüssigkeit hineingeworfen. An die Giebelwand schmierten die Täter mit blauer Farbe in Riesen-Buchstaben: „Deutschland deportiert wieder! Widerstand ist notwendig und machbar!“. Insgesamt zwölf Scheiben an der Vorder- und Rückseite des Gebäudes im Stadtzentrum wurden eingeschlagen, sagte der für Ausländerangelegenheiten zuständige Abteilungsleiter im Frankfurter Ordnungsamt, Rainer Tarlach, am Vormittag bei einer Vor-Ort-Besichtigung. Auch die Eingangstüren und deren Schlösser seien beschädigt worden. Eine Reinigungsfirma hatte den Geruch bereits weitgehend beseitigt, so dass die Räume wieder betreten werden konnten. Die Fensterscheiben sollten so schnell wie möglich ersetzt werden, sagte Tarlach. Auch der etwa elf Meter lange und 1,70 Meter hohe Schriftzug am Giebel werde noch am Dienstag beseitigt, der Auftrag dazu sei schon raus. Bürgermeisterin Katja Wolle (SPD) sprach bei einem Besuch von einer verabscheuungswürdigen Tat, wie ein Rathaus-Sprecher sagte. Die Täter seien systematisch vorgegangen, in dem sie genau die Fenster dieser einen Behörde eingeworfen hätten. Die Mitarbeiter seien jetzt um ihre Sicherheit besorgt. Anwohner hatten in der Nacht die Polizei alarmiert, weil sie hörten, wie Steine auf das Gebäude geworfen wurden. Polizei und Feuerwehr sperrten den Bereich daraufhin ab. Hinweise auf die Täter gebe es bislang nicht, sagte Ulrich Scherding von der Frankfurter Staatsanwaltschaft. Es werde aber vermutet, dass die Weltanschauung der Täter „eher im linken Spektrum anzusiedeln“ ist. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen aufgenommen. Bei der Suche wurde ein Schriftstück gefunden, das entgegen ersten Annahmen aber nicht als Bekennerschreiben gewertet werden kann, sagte der Sprecher weiter. Das DIN-A4-Blatt enthalte keine Hinweise auf die jetzige Tat oder eine Gruppe, die sie begangen hat. Vielmehr handle es sich um ein vor zweieinhalb Jahren veröffentlichtes Dokument, in dem die Abschiebepolitik in Deutschland kritisiert wird. Tarlach sagte, seine Behörde befasse sich derzeit mit „keinen spektakulären Dingen“, die Anlass für einen solchen Anschlag sein könnten. Das Ausländeramt werde erst am Donnerstag wieder regulär öffnen. Derzeit leben in Frankfurt nach Angaben der Stadtverwaltung 3031 Ausländer. Darunter sind viele Studenten der Europa-Universität und Forscher des Instituts für Halbleiterphysik.

Jörg Schreiber

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