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Brandenburg: Antonia, 900 Punkte

Mit einer Sonnenblume fing alles an: Eine Schülerin des Berliner Arndt-Gymnasiums schaffte die beste denkbare Abiturnote

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Berlin - Wer, um Himmels Willen, kann überall eine Eins plus schaffen? In jedem Kurs, in jeder Prüfung, in jedem Fach, egal ob Sport oder Latein, egal ob mündlich oder schriftlich? Das wollte man schon gern wissen, nachdem die Bildungsverwaltung vergangene Woche bekannt gegeben hatte, dass eine Schülerin des Arndt-Gymnasiums in Berlin-Dahlem die höchste denkbare Abiturpunktzahl erzielt hatte – erstmals seit es eine zentrale Abiturdatenauswertung gibt.Inzwischen ist die Wer-Frage beantwortet: Die 18-jährige Antonia Arndt aus Zehlendorf hat die 900 Punkte auf dem Zeugnis. Aber wie?

Die Antwort fängt mit einer Sonnenblume an. Die hat ihr die Klassenlehrerin am ersten Schultag in die Hand gedrückt – man sieht sie auf den Einschulungsfotos. Dahinter steht sie mit dem großen Ranzen und der Schultüte, die ihre Eltern mit den Kinderbildern ihrer Tochter beklebt haben. „Alles war von Anfang an positiv und vertraut“, erzählt Antonia über ihre frühen Schulerfahrungen: Einige Kinder aus der Kita-Gruppe wechselten mit ihr zusammen in die Zinnowwald-Schule, die sogar in derselben Straße wie die Kita war. Ein Idealstart. Noch wichtiger aber ist wohl, dass sie keine unerledigten Sachen vor sich herschiebt: „Ich habe immer sofort nach dem Unterricht die Schularbeiten gemacht“, und überhaupt sei sie „ehrgeizig und zielstrebig“. Ansonsten: Keine übersprungenen Klassen, nicht einmal ein vorgezogener Wechsel ab Klasse 5 aufs Gymnasium, „denn dann hätte ich Alt-Griechisch lernen müssen“, sagt sie. Auch von Latein ab Klasse 7 wollte die Zehlendorferin erst nichts wissen, aber da gab es einen Infoabend am Arndt-Gymnasium, bei dem ein Lehrer überzeugend für die alte Sprache geworben hat.

Antonia hat in der Oberstufe Latein und Biologie als Leistungsfächer gewählt und Mathematik sowie Politik zu weiteren Prüfungsfächern gemacht. Sie hat sich in der Präsentationsprüfung mit der Frage beschäftigt, ob sich die Flüchtlingskrise von 2015 mit der Einwanderung der Hugenotten vergleichen lässt. Sie hat als Sportkurse Gymnastik, Badminton, Volleyball und Fitness belegt. Und sie hat überall die volle Punktzahl erreicht. Überall Eins plus. Das mit den 900 Punkten war für sie dennoch nicht absehbar. „Ich habe nicht damit gerechnet, weil ich bei den Prüfungen kein perfektes Gefühl hatte.“ In der Biologieklausur gab es eine Quelle, „bei der man nicht wusste, zu welcher Frage sie gehörte“. Auch Mathematik fand sie „nicht so unglaublich leicht“. Sie würde sich ihre Arbeit gern noch mal ansehen, um zu verstehen, wie das 15 Punkte werden konnten. Ein Kinderspiel war die Schule für die Tochter zweier Lehrer nicht. „Mal habe ich gern gelernt, aber manchmal war ich auch gestresst.“ Ein richtiges Lieblingsfach hatte sie eigentlich nicht, „es waren eher Lehrer, die mich begeistert haben, und ich bin an allem interessiert“, begründet sie die durchgängigen Spitzennoten. Vor drei Jahren kam dann noch intensives Volleyballtraining dazu. Rund zehn Jahre lang hat sie Klavier gespielt.

Und jetzt? Was tun mit diesem Superzeugnis? Antonia beginnt das Leben nach der Schule ganz unspektakulär im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes in einem Berliner Sportverein, den sie bei der Organisation des Internationalen Turnfestes unterstützen wird. Nebenbei will sie vielleicht schon mal Vorlesungen belegen, um sich zu orientieren, weil sie noch nicht weiß, was sie studieren will. Vielleicht Wirtschaft oder Politik. Auf jeden Fall kann sie es sich frei aussuchen, denn kein Numerus clausus der Welt kann sie von irgendeinem Fach ausschließen. sve

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