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Brandenburg: Anwalt verrät Vernehmungsdetails

Baby-Tötungen: Spurensuche vorerst eingestellt / DNA-Analyse dauert länger

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Baby-Tötungen: Spurensuche vorerst eingestellt / DNA-Analyse dauert länger Frankfurt (Oder)/Potsdam - Fast eine Woche nach dem Fund von neun toten Säuglingen in Brandenburg setzen die Ermittler mittlerweile auf jedes Detail. Bei der Suche nach Hinweisen und Spuren in einer früheren Wohnung der 39-jährigen Tatverdächtigen in Frankfurt (Oder) hätten die Beamten jedoch „nichts gefunden“, sagte Polizeisprecher Peter Salender. Verdachtsmomente auf weitere tote Babys lägen derzeit nicht vor. Für das Wochenende seien vorerst keine weiteren Untersuchungen geplant. Die alkoholkranke und arbeitslose Zahnarzthelferin sitzt seit Montag in Untersuchungshaft, weil sie neun ihrer Kinder unmittelbar nach der Geburt umgebracht haben soll. Derweil droht eine gerichtliche Auseinandersetzung unter Anwälten. Er erwäge, eine Anzeige wegen „Mandantenverrats“ zu erstatten, sagte der Rechtsbeistand der Mutter, Matthias Schöneburg, am Freitag in Potsdam. Der Schritt wäre gegen einen Anwalt gerichtet, der sich laut „Bild"-Zeitung vergeblich um das Mandat der Verteidigung bemüht hatte. Dieser habe dem Blatt im Nachhinein angebliche Details aus Aussagen der Beschuldigten weitergegeben, bemängelte Schöneburg. Nach seinen Angaben stand der andere Anwalt kurzzeitig mit der Beschuldigten in Kontakt. Der von Schöneburg kritisierte Rechtsanwalt hatte der Zeitung von Einlassungen der 39-Jährigen berichtet, wonach das erste der neun toten Babys „einfach in die Toilettenschüssel“ gefallen und blau angelaufen sei. Sie habe sich dann betrunken und sei am nächsten Morgen aufgewacht, als der Säugling bereits tot gewesen sei. Das nächste Kind habe sie während einer Fortbildung in Goslar zur Welt gebracht. Vor ihrer Rückfahrt nach Frankfurt (Oder) habe sie das Baby auf den Autorücksitz gelegt, wo das Neugeborene nach dieser Version gestorben sein muss. „Ich weiß nicht, ob sie das gesagt hat“, kommentierte Schöneburg. Zu Detailfragen habe er noch nicht mit der Frau gesprochen. Auch die Akteneinsicht sei erst beantragt worden. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder), Ulrich Scherding, ergänzte, die Vernehmung der des Totschlags Beschuldigten sei erst einmal ausgesetzt. Zunächst müsse sich die Verteidigung in den Fall einarbeiten. Schöneburg beschrieb seine Mandantin als „ruhige Frau, die aber in einem Zwiespalt ist“. Zwar sei sie „froh“, dass sie nun über die Geschehnisse reden könne, die jahrelang auf ihr gelastet hätten. Doch sei sie auch beunruhigt, weil sie das Ausmaß dessen, was in der Öffentlichkeit nun über sie hereinbreche, nicht abschätzen könne. Scherding unterstrich zugleich, gegen den geschiedenen Ehemann werde nicht ermittelt. Es gebe weiterhin „keine Anhaltspunkte, dass er an den Taten beteiligt war“. Es wäre jedoch „überprüfenswert, ob der Mann neun Schwangerschaften übersehen“ habe. Der Kriminologe Christian Pfeiffer hob hervor: „Entscheidend ist für mich die Rolle des Vaters, der jetzt so tut, als hätte er von nichts gewusst. Bei jemandem, der 20 Jahre mit dieser Frau verheiratet war und regelmäßig sexuellen Kontakt mit ihr hatte, erscheint mir das nicht glaubhaft“, sagte Pfeiffer. Scherding, wies darauf hin, dass die Obduktion der Baby-Leichen entgegen anders lautender Medienberichte fortgesetzt werde. Die DNA-Analyse dauere länger, weil die sterblichen Überreste der Säuglinge zum Teil mit Blumenerde durchsetzt seien. Die Frau soll die Leichen ihrer Neugeborenen in Blumenkästen vergraben haben. Diese waren am Sonntag auf dem Grundstück der Mutter der Beschuldigten in Brieskow-Finkenheerd gefunden worden. Scherding zufolge müssen außerdem Todeszeitpunkte und -ursachen der Tötungen noch ermittelt werden.

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