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Brandenburg: Anwälte: Schönefeld wird scheitern

Gegner des Flughafen-Standortes sehen sich bestätigt – und raten zur Alternative Sperenberg

Gegner des Flughafen-Standortes sehen sich bestätigt – und raten zur Alternative Sperenberg Schönefeld - Die Anwälte der Schönefeld-Gegner erwarten, dass sie den Großflughafen am geplanten Standort verhindern können. Das Bundesverwaltungsgericht habe in seinem vor einer Woche verfügten Baustopp sämtliche Bedenken der Kläger – von der Standortwahl über den Lärmschutz bis hin zum Wasserschutz – anerkannt, sagte gestern Rechtsanwalt Christian Schöning. Alle zehn gegen Schönefeld vorgebrachten „K.o.-Kriterien“ seien in der Eilentscheidung berücksichtigt worden. Mit Blick auf die für 2006 erwartete Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts forderte Anwalt Wolfgang Baumann die Politik auf, über Alternativen zu Schönefeld nachzudenken. Nachbesserungen der Unterlagen im laufenden Verfahren seien kaum möglich. Die Anwälte sehen eine Vielzahl von Gründen, die gegen den politisch erwünschten Standort Schönefeld sprechen. So seien nach ihren Berechnungen fast 650 000 Menschen vom erwartbaren Fluglärm betroffen. Im Planfeststellungsbeschluss – der Baugenehmigung für den Flughafen – sei dagegen nur von 34 000 Betroffenen die Rede, was auf methodischen und fachlichen Fehlern beruhe. Sollte das Verwaltungsgericht diese Defizite anerkennen, könne es allein wegen der höheren Zahl der Betroffenen die Baugenehmigung kassieren. Eine weitere Hürde sehen die Anwälte im Planfeststellungsbeschluss selbst: Für den alternativen Standort Sperenberg seien darin nur 1925 Lärmbetroffene ermittelt worden. Es werde zwar die Entlastung der Menschen durch eine Schließung von Tegel und Tempelhof ausführlich betont. Eine Begründung, warum Sperenberg gegenüber Schönefeld – trotz über 90 Prozent weniger Lärm-Opfer – verworfen wurde, finde sich dagegen nicht. Die Politik hatte gegen Sperenberg unter anderem mit den höheren Kosten für die Bahnanbindung argumentiert. Auch hier machen die Anwälte eine andere Rechnung auf: Während der Bahnanschluss in Schönefeld 490 Millionen Euro koste, wären in Sperenberg nur 130 Millionen fällig. „Sie brauchen in Sperenberg nämlich nicht diesen irrsinnig teuren Tiefbahnhof mit Tunnel-Anfahrt“, sagte Anwalt Franz Günter Siebeck. „Eine etwa acht Kilometer lange, ebenerdige Schleife von der Bahnstrecke zwischen Berlin und Halle/Leipzig würde ausreichen.“ Die Bahnfahrt wäre nur neun Minuten länger, und selbst wenn man zusätzliche Kosten für den Straßenbau einplane, „haben Sie immer noch 220 Millionen Euro übrig“. Alles in allem, resümierten die Schönefeld-Gegner, sei es ein seltsamer Reflex der Politik, jeden Rückschlag für „nicht so schlimm“ zu erklären. Für das Hauptsacheverfahren kündigten die Anwälte „noch weitere Gesichtspunkte“ gegen Schönefeld an.

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