Denkmalpfleger vermissen Unterstützung: Archäologen klagen über Personalnot
Potsdam - Sie bewahren die Geschichte Brandenburgs und vervollständigen sie um einzelne Fragmente. Doch nur ein Teil der Archäologen, die im Land tätig sind, arbeitet noch fest beim Denkmalamt.
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Potsdam - Sie bewahren die Geschichte Brandenburgs und vervollständigen sie um einzelne Fragmente. Doch nur ein Teil der Archäologen, die im Land tätig sind, arbeitet noch fest beim Denkmalamt. Archäologen in Brandenburg klagen über mangelnde finanzielle Unterstützung durch Land und Kommunen. „Die Personaldecke beim Landesamt für Denkmalpflege wird immer dünner“, sagt Elisabeth Ida Faulstich-Schilling vom Bundesverband freiberuflicher Kulturwissenschaftler (BfK) aus Cottbus. Es werde immer schwieriger, dem Denkmalschutzgesetz gerecht zu werden. In Brandenburg seien schon zahlreiche Denkmäler aufgegeben worden.
In der Vergangenheit sei schon zu viel Personal in den Außenstellen der Denkmalbehörden gestrichen worden, was sich auf lange Sicht auch auf die Bodendenkmalpflege auswirken werde. Aktuell sind nach Angaben des Potsdamer Kulturministeriums 76 Mitarbeiter für das Amt tätig. Wie es vom Amt aus Zossen selbst heißt, seien es vor zehn Jahren noch gut 120 Mitarbeiter gewesen. „Der Personalabbau hat aber fast alle Einrichtungen des Landes betroffen“, sagt Ministeriumssprecher Stephan Breiding. Trotzdem sei das Amt mit der Besetzung arbeitsfähig und könne auf herausragende Experten zurückgreifen, so der Sprecher.
Kritik äußert Faulstich-Schilling auch an den Kommunen. Diese seien in der Regel angehalten, das jeweils günstigste Grabungsunternehmen zu beauftragen. „Obwohl es offensichtlich ist, dass bei manchen Stundensätzen keine Wirtschaftlichkeit erzielt werden kann, geschweige denn für die freiberuflich arbeitenden Archäologen Altersvorsorge getroffen werden kann“, so die Archäologin.
Gegen Faulstich-Schillings Aussage, das Land würde Denkmäler aufgeben und dem Verfall preisgeben, führt Ministeriumssprecher Breiding einen im vergangenen Jahr gegründeten Fonds für „Notsicherungen“ an. Der habe 2015 bei rund einer Viertelmillion Euro gelegen und betrage in diesem sowie voraussichtlich auch in den kommenden Jahren rund eine halbe Million Euro.
Sorgen bereiten Faulstich-Schilling auch die zahlreichen „Sondengänger“, wie sie sagt. Das sind quasi Schatzsucher, die mit einem Metalldetektor gezielt nach Gegenständen im Boden suchen. Diese rissen allerdings archäologische Funde aus dem Zusammenhang und machten sie damit für die Wissenschaft wertlos. In anderen Bundesländern versuche man die „Schatzsucher“ zu integrieren – aber nur mit mäßigem Erfolg.
Der Sprecher des Brandenburger Denkmalamts, Christof Krauskopf, verweist hingegen auf die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Sondengängern und anderen Ehrenamtlichen. „In der Regel werden die Leute von uns geschult und bergen die Funde gemeinsam mit den Fachleuten“, sagte der Sprecher. So habe im Oktober 2015 ein ehrenamtlicher Beauftragter des Amtes bei Lebus den bislang größten Silberschatz im Land entdeckt – fast 2200 Silbermünzen aus dem 11. Jahrhundert. „Zufallsfunde sind sehr selten“, sagte dazu Faulstich-Schilling. Die meisten blieben bei ihrer Zerstörung unerkannt, da man oft nur Bodenverfärbungen vorliegen habe. Lediglich bei sichtbaren Funden wie Knochen werde zum Hörer gegriffen.Christian Bark
Christian Bark
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