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Brandenburg: Attacke mit Flasche: Sido verurteilt

Rapper beging gefährliche Körperverletzung

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Berlin- Sido sollte auftreten, Kameras waren aufgebaut. Doch der Rapper enttäuschte: Der 33-Jährige, für den vor einem Amtsgericht die Anklagebank reserviert war, ließ sich zum Prozess um eine Attacke mit einer Wodka-Flasche nicht blicken. Ohne Entschuldigung, respektlos. „Ich bin nicht überrascht“, sagte die Richterin lächelnd und urteilte dennoch – per Strafbefehl ergingen neun Monate Haft auf Bewährung wegen gefährlicher Körperverletzung. Zudem soll Sido 15 000 Euro an die Justizkasse zahlen. Gegen die Entscheidung kann er Einspruch einlegen.

Es war 13.01 Uhr, als die „Strafsache Paul Würdig“, so der bürgerliche Name des Rappers, aufgerufen wurde. Als Nebenkläger trat Alfred G. auf. Der 34-jährige Unternehmer hielt sich aber im Hintergrund. Was er sich vom Prozess erhoffte, erklärte sein Anwalt: „Mein Mandant hätte sich gewünscht, dass der Angeklagte Manns genug ist, sich hier persönlich zu entschuldigen.“

Der Rapper, der mit einem Song über das Märkische Viertel („Mein Block“) bekannt wurde, hat in den letzten Jahren mächtig an einem Imagewandel gearbeitet: Er wollte den schlechten Ruf als Rüpel mit drastischer Wortwahl loswerden. Er versteckt sein Gesicht nicht mehr hinter einer polierten Totenkopfmaske und schlug sanftere Töne an. Am 29. April 2012 aber soll er sich in einem Szene-Club in Mitte höchst rüpelhaft aufgeführt haben. Es war 2.30 Uhr am Morgen, als Sido im hinteren Raum mit dem Unternehmer aus Karlsruhe aneinandergeraten sein soll. Er habe „grundlos eine Wodka-Flasche gegen den Kopf des Mannes geschlagen“, heißt es in der Anklage. Alfred G., der mit Freunden im Club war, habe eine vier bis fünf Zentimeter lange Platzwunde sowie eine Schädelprellung erlitten, sagte dessen Anwalt. Und G. habe sich gedemütigt gefühlt.

Vielleicht hatte Sido darauf gehofft, dass etwas Geld die Sache aus der Welt schaffen würde. Bevor die Anklage erhoben wurde, zahlte er 2000 Euro an den Mann aus Karlsruhe. Das sei als eine Art Schmerzensgeld zu sehen, aber nicht als Schuldanerkenntnis, sagte der Nebenklage-Anwalt. Ein persönliches Signal von Sido habe es bis heute nicht gegeben. „Die Zahlung erfolgte über die Anwälte.“

Der Rapper hatte schon früher Ärger mit der Justiz. Zuletzt endete 2009 ein Verfahren um angebliche Steinwürfe mit Einstellung. Sido zahlte im Gegenzug 14 000 Euro. Jetzt der Strafbefehl, den das Gericht auf Antrag der Staatsanwältin verhängte und so mit insgesamt 23 Minuten kurzen Prozess machte. Ein derartiges Verfahren ist bei Strafen bis zu einem Jahr möglich. Innerhalb von zwei Wochen kann Sido Einspruch einlegen. In dem Fall würde er einen Prozess erzwingen und müsste doch auf die Anklagebank. Andernfalls wäre er künftig, anders als bisher, vorbestraft. Kerstin Gehrke

Kerstin Gehrke

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