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Von Klaus Kurpjuweit: Auf der Erfolgswelle

Berliner Industriebetriebe brauchen Binnenschifffahrt – für Schwertransporte

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Berlin - Der geplante Ausbau von Havel und Spree für den Verkehr mit großen Schiffen lässt die Wogen hochschlagen. Auf den letzten Kilometern wollen Umweltschützer das Vorhaben stoppen lassen, während sich das Bundesverkehrsministerium weiter dafür einsetzt, das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit 17 zu vollenden. In den 1991 beschlossenen Ausbau der Wasserstraße zwischen Hannover und Berlin ist bereits rund die Hälfte der veranschlagten Kosten in Höhe von insgesamt 2,3 Milliarden Euro gesteckt worden. Anfang September wurde der Westhafenkanal nach seinem Ausbau offiziell für den Verkehr freigegeben. Strittig ist weiter der Ausbau der Havel und der Spree in Berlin zwischen dem Pichelsdorfer Gemünd in Spandau und der Schleuse Charlottenburg sowie der Ausbau des Sacrow-Paretzer Kanals in Brandenburg bei Potsdam.

Nach dem Ausbau sollen größere Schiffe mehr Güter auf dem Wasser nach Berlin und aus der Stadt herausbringen. Heute sind hier sogenannte Europaschiffe unterwegs, die maximal 86 Meter lang und 9,60 Meter breit sind und zwei Meter tief eintauchen können. Sogenannte Schubverbände können bis zu 125 Meter lang sein. In Zukunft sollen die Großmotorgüterschiffe bis zu 115 Meter lang und 11,45 Meter breit sein und 2,80 Meter tief eintauchen. Schubverbände sollen auf eine Länge von 185 Meter wachsen.

Um auch Container, die in zwei Lagen gestapelt sind, transportieren zu können, müssen die Brückendurchfahrten auf 5,25 Meter erhöht werden. Ein Bedarf für den Transport von Containern auf dem Wasser sei vorhanden, ist Rolf Dietrich vom Wasserstraßen-Neubauamt in Berlin überzeugt. Die Kapazitäten auf Autobahnen und der Schiene reichten schon heute kaum aus, um diesen Verkehr von den Seehäfen ins Hinterland zu bewältigen. Noch ist der Transport von Containern mit Schiffen unwirtschaftlich, weil die Behälter nicht gestapelt werden können. Das erste Containerschiff wird im Frühjahr 2009 im Westhafen erwartet.

Der Ausbau der Wasserwege sichere Arbeitsplätze, erklärt auch die IG Metall. So sei im Dynamowerk von Siemens an der Nonnendammallee in Spandau die Zahl der Beschäftigten kontinuierlich gestiegen. Dort fertigen knapp 700 Mitarbeiter unter anderem große Dynamos für Kraftwerke, Schiffsantriebe, Industrieanlagen oder für Windkraftanlagen. An der Huttenstraße, wo die Riesengasturbine in Serie gebaut werden soll, arbeiten in der Fertigung und im Betrieb rund 2300 Mitarbeiter. MAN fertigt mit etwa 430 Beschäftigten an der Egellstraße in Tegel Kompressoren sowie Turbinen, die wegen ihrer Größe meist auch nicht mehr auf der Straße transportiert werden können. Für den Verkehr auf dem Wasser ist deshalb der Borsighafen reaktiviert worden. Im Alltagsverkehr dominieren heute die Transporte von Kohle aus Polen oder von den Nordseehäfen zu den Vattenfall-Kraftwerken sowie von Baustoffen und Bauschutt, die auch einen großen Teil des Schiffsverkehrs zwischen Berlin und Brandenburg ausmachen.

Auch die Unternehmer der Region Berlin-Brandenburg dringen auf den Ausbau des Sacrow-Paretzer Kanals. Dieser sei „unschädlich für die Kulturlandschaft der Region, notwendig für die wirtschaftliche Entwicklung der Region und gut für das Klima“, stellten die Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg (UVB) und der Bauindustrieverband Berlin-Brandenburg am Mittwoch fest. Damit reagierten sie auf Kritik und Klagen der Stadt Potsdam und des Umweltverbandes BUND. (mit dpa)

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