
© Norman Rembarz/dapd
Brandenburg: Auf der Suche nach dem Erreger
UPDATE. Massenhafte Magen-Darm-Infekten bei Kindern. Erste Hinweise auf Noroviren in Sachsen. Behörden stimmten sich am Freitagvormittag ab. Brandenburgs Behörden erwarten am nachmittag erste Ergebnisse aus dem Landeslabor. Der Essenslieferant weist Verantwortung zurück.
Stand:
Dresden/Potsdam/Werder/Rüsselsheim - Der massenhafte Ausbruch von Magen-Darm-Infekten bei Kindern in Ostdeutschland ist möglicherwiese auf Noroviren zurückzuführen. Es gebe aufgrund der bisherigen Laboruntersuchungen „erste Hinweise auf Noroviren“, sagte ein Sprecher des sächsischen Sozialministeriums am Freitag in Dresden. Es seien zahlreiche Stuhlproben untersucht worden. Weitere Laborergebnisse aus anderen betroffenen Bundesländern wurden im Laufe des Freitags erwartet. Ergebnisse aus Brandenburg sollen an diesem Naacchmittag vorliegen.
Der Essenslieferant Sodexo hat eine Verantwortung dafür zurückgewiesen. Es gebe „weiterhin keine Hinweise“, die auf die Essenslieferungen als Ursache hindeuteten, erklärte das französische Unternehmen, das über eine Filiale in Werder/Havel im Landkreis Potsdam Mittelmark auch Schulen und andere Einrichtungen in Berlin, Potsdam und Potsdam-Mittelmark beliefert, am Freitag in der Deutschland-Zentrale im hessischen Rüsselsheim. Nur bei einem geringen Teil der belieferten Einrichtungen seien Erkrankungsfälle aufgetreten. Im land Brandenburg sind etwa 1150 Fälle bekannt - davon etwa 300 in Potsdam-Mittelmark und 100 in Potsdam. In Berlin sind es derzeit mehr als 400 Verdachtsfälle.
Nach Angaben des Potsdamer Gesundheitsministeriums läuft die Suche danach jedoch auf Hochtouren. Damit sei vor allem das Landeslabor beschäftigt, sagte die stellvertretende Ministeriumssprecherin Wiebke Zielinski am Freitag auf Anfrage. Sowohl die Erkrankten als auch Lebensmittel würden auf mögliche Erreger untersucht. Noch gebe es keine gesicherten Erkenntnisse, bis zum frühen Nachmittag sei jedoch mit einem neuen Zwischenstand zu rechnen.
Am Vormittag stimmten sich laut Zielinski Vertreter und Experten der vier betroffenen Bundesländer Sachsen, Thüringen, Berlin und Brandenburg sowie der Gesundheitsämter in Telefonkonferenzen ab. Die Koordination liegt beim Berliner Robert-Koch-Institut. Insgesamt sind in Brandenburg den Angaben zufolge gut 1100 Kinder erkrankt, vor allem in den Kreisen Potsdam-Mittelmark, Oberhavel, Dahme-Spreewald, Havelland und Elbe-Elster sowie in der Stadt Brandenburg an der Havel. Am Freitag, dem letzten Schultag vor den Herbstferien, sollten mehrere Schulen vorsorglich geschlossen bleiben.
Laut Sodexo wurde in einem Fall aus ein und derselben Großküche das gleiche Essen an bis zu 80 Schulen und Kindertagesstätten geliefert. Nur in vier Einrichtungen sei es nach bisherigen Erkenntnissen zu Erkrankungen gekommen. Im Fall einer weiteren Großküche des Unternehmens seien an 18 von insgesamt 140 belieferten Schulen und Kindertagesstätten Erkrankungen aufgetreten.
Laut RKI sind mindestens 4000 Kinder und Jugendliche in Berlin, Brandenburg, Sachsen und Thüringen an Durchfall und Erbrechen erkrankt. Alle Fälle sind demnach auf Kantinenessen in Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen zurückzuführen, die offenbar von ein und demselben Lieferanten mit Essen versorgt werden. Das RKI vermutetet deshalb „einen lebensmittelbedingten Ausbruch“. Die ersten Beschwerden waren bei den Kindern demnach überwiegend seit Dienstagabend aufgetreten. Bisher sind laut RKI überwiegend unkomplizierte Verläufe bekannt. Unterdessen gibt der Verursacher der Erkrankungen weiter Rätsel auf. Die Laboruntersuchungen, mit denen der Erreger identifiziert werden sollte, dauerten noch an. Neben dem RKI sind auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) sind mit den Fällen befasst. dpa/AFP/PNN
- Brandenburg
- Jugend
- Robert Koch-Institut (RKI)
- Schule
- Schule und Kita in Potsdam
- Thüringen
- Werder (Havel)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: