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Eier-Stempel: 0-DE-0357661: Auf der Suche nach den Gift-Eiern

UPDATE. Mit Dioxinen und dioxinähnlichen Stoffen belastete Bio-Hühnereier sind auch im Land Brandenburg in den Verkauf gelangt, vermutlich jedoch bereits zu weiten Teilen verzehrt worden.

Von Matthias Matern

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Potsdam - Die Spurensuche läuft auf Hochtouren, doch die Behörden tappen im Dunkeln. Noch immer ist unklar, woher das krebserregende Dioxin und das dioxinähnliche PCB kommen. Fest steht jetzt allerdings: Auch das Land Brandenburg ist betroffen. Am Montag teilte das Verbraucherschutzministerium des Landes mit, mit Dioxin und PCB belastete Bio-Hühnereier seien auch in Brandenburg in den Verkauf gelangt, vermutlich jedoch bereits zu weiten Teilen verzehrt worden. Sie stammen aus einem niedersächsischen Legehennenbetrieb im Landkreis Aurich. Erst Ende vergangener Woche wurde bekannt, dass in Eiern von drei Höfen im selben niedersächsischen Landkreis eine Belastung festgestellt wurde. Über einen Großhändler in Nordrhein-Westfalen sollen nun offenbar auch belastete Eier in das Land Brandenburg gelangt sein.

Angaben des Landesverbraucherschutzministeriums zufolge sind die Eier mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 17. April 2012 ausgewiesen und haben den Printaufdruck 0-DE-0357661. Eine direkte Gefährdung der Gesundheit durch den Verzehr bestehe nicht. Insgesamt seien etwa 10 800 Eier an ein Eiervermarktungsunternehmen im Landkreis Dahme-Spreewald geliefert worden, teilte das Ministerium mit. Die Eier seien in den Handel geraten und verkauft worden. Das Unternehmen habe umgehend die belieferten Ketten informiert. Eine Rückrufaktion sei allerdings zeitlich nicht mehr möglich gewesen, da der Verkauf aufgrund rechtlicher Vorgaben nur bis zum 10. April erlaubt war. Dioxin und dioxinähnliches PCB stehen im Verdacht, Krebs zu erregen. Verbraucherschützer warnen zudem davor, dass sich das Gift im Körper ablagert und es langfristig zu Schäden kommen kann. Daher gelten seit der letzten Dioxin-Krise vor einem Jahr schärfere Gesetze für Tierhalter und Labore.

Dennoch wimmeln die neuen Fälle von Pleiten und Pannen. Einen Monat hat ein Labor in Kiel gebraucht, um herauszufinden, dass die Eier eines Biohofs in der Nähe von Minden mit dioxinähnlichem PCB belastet waren. Auch dann soll das Labor die Behörden nicht informiert haben. Wohin die Eier gegangen sind, weiß man bis heute nicht. Beim Verpackungsbetrieb in Euskirchen soll es Etikettierungsprobleme gegeben haben, heißt es. Der Eigentümer des Hofs, der Auskunft über seine Lieferlisten geben könnte, befindet sich im Urlaub in Übersee und hat seine Ferien kurzerhand verlängert. „Die Meldepflichten haben nicht funktioniert, die Rückverfolgbarkeit ist mangelhaft“, sagte Foodwatch-Sprecher Martin Rücker dieser Zeitung.

Erst kurz vor den Ostertagen waren Dioxin verseuchte Bio-Eier bei einem Erzeuger in Nordrhein-Westfalen aufgetaucht. Wie das PCB in die Eier gekommen ist, können die Behörden nicht sagen. Weder bei den drei betroffenen Betrieben in Nordrhein-Westfalen noch auf den drei Höfen in Niedersachsen hat man bislang die Quelle gefunden. Das Futtermittel, das früher meist die Ursache für Kontaminationen war, soll in Ordnung gewesen sein, heißt es in den Agrarministerien in Düsseldorf und Hannover. In Niedersachsen ist auffällig, dass alle Betriebe in der Nähe von Aurich liegen. Ob das Zufall ist oder nicht, sollen die Proben zeigen, deren Ergebnisse in den nächsten Tagen vorliegen sollen. Zwei der friesischen Höfe haben nur Niedersachsen beliefert, der dritte Betrieb hat seine Eier jedoch an einen Großhändler in Nordrhein-Westfalen verkauft. Dieser hat die Eier weiter verteilt. Ob neben Brandenburg auch Berlin betroffen ist, ist unklar.

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