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Brandenburg: Auf Goldsuche

Der Geologe Herbert Schlegel will in Brandenburg nach Edelmetallen schürfen

Es gibt Leute, die halten Herbert Schlegel für verrückt und finden lächerlich, was er vor hat. Schlegel will in Brandenburg und Berlin auf Goldsuche gehen. Dazu hat der 66-Jährige einen Goldsucherklub gegründet. Der hat schon mehr als 30 Mitglieder. Sie haben sich mitreißen lassen von der Idee. Und den Chancen.

„Die Chancen, in Berlin und Brandenburg auf Gold zu stoßen, sind zwar gering, aber nicht aussichtslos“, sagt Schlegel. Er hat sich ein original Schürfbesteck in den USA besorgt. Eine blaue Plastikschale mit Siebboden und ein paar Schlitzen an der Seite. Das Gerät gehört zu einem „Starterpaket“ für Kinder. Das stört Schlegel nicht. „Auf diesem Gebiet bin ich ja selbst ein Anfänger“, sagt er.

Im Steinesuchen aber nicht nicht: Mehr als eine Million Steine hat er in seinem Geologenleben schon zusammengesucht. Vor der Wende hat er die Lager von verschiedenen Bodenschätzen wie Braunkohle, Erdöl und Erdgas erkundet. Im Ruhestand kam ihm die Idee mit dem Gold. Reich will er damit nicht werden, aber Spaß soll es machen. Und dazu gehört die Aussicht auf wenigstens ein bisschen Erfolg. Schlegel erzählt von einem Freund, der im Mahlsdorfer Elsengrund einen echten Nugget gefunden hat. „Gerade mal fünf Millimeter breit“, sagt Schlegel. Aber immerhin. Schlegel hält es für möglich, auch rund um die Kaulsdorfer Seen oder den Müggelsee auf Gold zu stoßen. Denn die „Edelmetall führenden Gesteinsschichten“ seien dort die gleichen wie im Elsengrund.

Sicher ist Schlegel bisher nur in einem Punkt: dass Goldsuchen bildet. Goldsuchen hat mit Geologie zu tun. Er stellt sich vor, dass vor allem junge Leute mit ihm ins Brandenburgische ziehen, um im Sand zu schürfen und über die Erde zu lernen. Schon länger bietet Schlegel Arbeitsgemeinschaften oder Vorträge zum Thema Geologie in Schulen an, aber bisher nur mit mittelmäßigem Erfolg.

Von anderen Geologen wird Schlegel nicht belächelt. Im Gegenteil. Christoph Heubeck, Professor an der Freien Universität Berlin, macht ihm sogar Mut. „Eine wunderbare Freizeitbeschäftigung, die sich lohnen kann“, sagt der FU-Wissenschaftler. Er hält es für möglich, in „sandigen Bächen“ Goldplättchen zu finden. „Nach einem langen Waschtag kann man schon mit einem kleinen Gläschen Blattgold nach Hause gehen“, sagt Professor Heubeck. Und woran ist zu erkennen, ob es sich wirklich um das begehrte Edelmetall handelt? „Gold funkelt natürlich“, sagt der Experte, „und es reagiert im Prinzip auf nichts“: Der Schmelzpunkt von Gold liegt bei 1063 Grad, der Siedepunkt liegt bei 2807 Grad, es ist resistent gegen Säuren, Basen und Salze. Eigenschaften, die der Laie im märkischen Bachbett natürlich kaum überprüfen kann. Aber er soll ja auch aus Spaß schürfen.

Solange es nicht um Kommerz gehe und die Natur nicht leide, bedürfe es auch keiner Schürfgenehmigung, sagt der Professor. Herbert Schlegel ist mit den Gedanken schon viel weiter, als bei Genehmigungen und mickrigen Blattgoldfunden nach langen Waschtagen. Er plant mit seinem Goldsucherklub Edelsteinausstellungen oder Tauschbörsen und träumt von einem „geologischen Kabinett“ mit Exponaten zum Anfassen. Denn wenn es schon keine Riesenedelmetallfunde zu erwarten sind, wird sich zumindest eins ganz sicher im Waschsieb finden: Bernstein. Das deutsche Gold, wie Schlegel sagt. Das gebe es reichlich in hiesigen Kiesgruben. Schlegel zeigt einen acht mal fünf Zentimeter großen Brocken. Den hat er aus dem Elsensee geborgen.

Der besondere Stein liegt jetzt in seinem Wohnzimmer, neben anderen großen und kleinen Klumpen. Schlegel gefallen sie alle: die runden und eckigen, bunten, einfarbigen oder die mit den Fossilien. Neben den Steinen stehen Fachbücher über sie, hängen Bilder von ihnen. Schlegel mag Steine. Gold würde er auch mögen.

Schlegels Goldsucherklub hat die Telefon- Nummer (030) 9933250.

Steffi Bey

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