Brandenburg: „Auf letzten 40 Zentimetern spannend“
Goldenes Kreuz auf Berliner Dom aufgesetzt / Dombaumeister zufrieden und erschöpft
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Berlin - Den Berliner Dom in Mitte krönt seit Dienstag wieder ein großes, golden schimmerndes Kuppelkreuz. Gut anderthalb Jahre hatten die Hauptstädter ohne das christliche Symbol auf dem Sakralgebäude an der Spree auskommen müssen, weil das 1981 aufgesetzte Kreuz im Dezember 2006 wegen Rostschäden demontiert wurde. Die neue vergoldete Stahl-Kupfer-Konstruktion aus Kreuz, Kugel und Bekrönung wurde am frühen Dienstagmorgen mit Hilfe eines 500-Tonnen-Kranes an der Spitze des Gebäudes aufgesetzt und von Experten befestigt. Am Mittag zeugte nur noch ein Bauzaun in lichter Höhe von den andauernden Befestigungsarbeiten.
„Es ist alles so gelaufen, wie geplant“, berichtete Dombaumeister Stefan Felmy der Nachrichtenagentur ddp. Auch das Wetter habe mitgespielt – es wehte fast kein Wind. Aber „auf den letzten 40 Zentimetern war es spannend“, sagte er weiter. Es sei darauf angekommen, die gut 12 Tonnen schwere und 15 Meter hohe Konstruktion sehr passgenau abzusetzen, da es „da oben sehr eng“ sei. Die Experten hätten ein kleines bisschen „geruckelt und geschoben, aber jetzt sitzt es, wie es sitzen soll“. Er sei nun nach den langen Vorbereitungen auf diesen Augenblick „zufrieden und kaputt“.
Noch bis zum Abend sollten Stahlbauer, Kletterer und Dachdecker die Befestigungsarbeiten auf der Kuppel fortsetzen. Auch an den kommenden Tagen werden Felmy zufolge weitere kleinere, der Optik dienende Teile angebracht sowie letzte Reinigungs- und Abdichtungsarbeiten vorgenommen. Der Bauzaun über der Kuppel werde noch bis September gebraucht, fügte Felmy hinzu.
Wie lange das neue Kreuz halten wird, dazu wagte der Dombaumeister keine Prognose. Die Rostrisiken seien „auf ein Minimum gesenkt“ worden und jetzt hoffe er, dass auch in vielen Jahrzehnten keine Korrosion entstehe. Aber man werde sicher immer wieder nachsehen und das ein oder andere Kupferblech austauschen müssen.
Viele Berliner hatten das die Silhouette der Stadt prägende Kreuz in den vergangenen Monaten schmerzlich vermisst. Wohl auch deshalb waren zu der spektakulären Montage in mehr als 80 Metern Höhe zahlreiche Neugierige und Journalisten zum Lustgarten gekommen. Aber auch von den umliegenden Gebäuden wurden die Montagearbeiten aufmerksam verfolgt. Besonders spannend war Beobachtern zufolge, als das Kreuz langsam in die Höhe gehoben wurde und – an einem Seil hängend – scheinbar auf den Dom zuschwebte. Das Schmuckstück wurde dem Dombaumeister zufolge genau wieder genau so ausgerichtet wie das alte – nach Osten und Westen.
Nach Domangaben kennzeichnet das neue Kreuz weithin sichtbar die historische Mitte Berlins. Es sei auch ein „Versprechen für die Stadt“. Unter ihm setzten sich Menschen dafür ein, dass Barmherzigkeit, Mitgefühl und Toleranz „Wohnrecht haben in der Mitte der Stadt“. Für Christen sei es ein Zeichen dafür, dass ihr Glaube an den gekreuzigten und wieder auferstandenen Christus in dieser Stadt sichtbare und lebendige Orte hat.
Im Zuge der Instandhaltungsarbeiten am Dom waren unter anderem auch vier Goldkugeln und zwei Königskronen, die das Dach des Gotteshauses schmücken, saniert worden. Die Kosten dafür betragen insgesamt 1,42 Millionen Euro. 480 000 Euro gibt es von der Cornelsen Kulturstiftung, die weiteren Mittel kommen von Bund, Land, Kirchengemeinde sowie privaten Spendern. Den Stahl spendete Thyssen Krupp Nirosta.
Der Berliner Dom in seiner jetzigen Form war zwischen 1894 und 1905 errichtet worden. Die Arbeiten erfolgten nach Plänen des Architekten Julius Carl Raschdorff. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude mehrfach von Bomben getroffen, brannte schließlich aus und stürzte teilweise ein. Zwischen 1975 und 1993 erfolgte der komplette Wiederaufbau.
Claudia Pietsch
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