Brandenburg: Auf zu grünen Ufern
Guts- und Schlosspark, Natur- und Bonsaigarten: Bei einem Ausflug um den Schwielowsee kann man die Gartenseele baumeln lassen
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Vier Gärten an einem See – das findet sich auch in Brandenburg nur selten. Caputh, Ferch, Petzow heißen die Stationen einer Tour rund um den Schwielowsee, die uns zu Lennéschen Parks ebenso bringt wie zu verschwiegenen Privatgärten.
Der Schlosspark Caputh ist dabei das bekannteste Ausflugsziel. Ursprünglich barock gestaltet, arbeitete ihn Peter Joseph Lenné ab 1830 um. Dreieinhalb Hektar am Ufer des Templiner Sees, also auf der anderen Seite Capuths. Schattenspendende Bäume, Schilf, Buschwerk. Von den Gemüsefeldern, die Lenné anlegen ließ, ist nichts mehr zu sehen. Dafür kann man Gemüse (oder anderes) auf der Terrasse des Kavalierhauses im Park zu sich nehmen. Das Schloss selbst ist das letzte in der Potsdamer Kulturlandschaft, das aus der Zeit des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm erhalten ist. Errichtet ab 1662, sind in fast allen Räumen die ursprünglichen Deckengestaltungen erhalten geblieben. Spektakulär ist der Fliesensaal im Souterrain, der mit 7500 holländischen Fayencefliesen ausgekleidet ist.
Aber wir wollen ja Gärten sehen! Das nächste Ziel liegt oben auf dem Caputher Krähenberg. Vor der Villa in der Geschwister-Scholl-Straße weist ein Holzschild auf den Altmanngarten hin, der verborgen hinter der Villa liegt. Peter Altmann war ein enger Mitarbeiter von Karl Foerster und wurde vor allem als „Inselgärtner“ auf der Freundschaftsinsel in Potsdam bekannt, die er 30 Jahre lang bis zu seinem Ruhestand 1980 pflegte. Seinen Lebenstraum aber verwirklichte Peter Altmann über dreieinhalb Jahrzehnte hinter seinem Wohnhaus auf dem Krähenberg: einen 2700 Quadratmeter großen Naturgarten mit vielen seltenen Pflanzen, der seit 2001 denkmalgeschützt und für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Und dies dank der heutigen Eigentümer noch immer – Peter Altmann selbst verstarb 90-jährig am 31. Dezember 2005. „Gott hat einen guten Gärtner gebraucht“, sagte der Caputher Pfarrer Hans-Georg-Baaske zur Trauerfeier, „und so hat er Peter Altmann in sein Paradies geholt“.
Das irdische Paradies des „Inselgärtners“, der das Erlebnis der Natur „gegen die Ängste und Unruhe des Herzens“ empfahl, bietet sich verwunschen einsam dar. Ein Weg führt an der auch im Verfall noch schönen alten Villa „Lug ins Land“ vorbei hinab in den Garten. Umhüllt von betörenden Düften taucht man mit allen Sinnen in diese scheinbar wild wuchernde Bauerngartenpracht mit Buchs, Kräutern, Phlox und Lavendel ein. Bewundert einen riesigen Walnussbaum, entdeckt einen Steingarten, in dem Seerosen auf einem Teich verschwenderisch blühen. Im grünen Dickicht bietet eine alte Steinbank auf Löwenfüßen schattige Rast, zu der an anderer Stelle ein nostalgischer Pavillon einlädt. Auf einem alten Küchentisch ein paar Äpfel, gerade so, als hätte der Gärtner sie eben erst dort abgelegt.
Nur wenige Kilometer von Altmanns Naturgarten entfernt, hat sich in Ferch Tilo Gragert seinen grünen Lebenstraum erfüllt. „Japanischer Bonsaigarten“ steht über dem Holzportal, hinter dem man in eine fremde Welt eintaucht. „Vieles, von dem die Welt nichts weiß, verbirgt sich im Märkischen“, erklärt der Gärtner mit Fontane die fernöstliche Oase mitten in Brandenburg. Vor neun Jahren hat der gelernte Tischler aus Eberswalde seine Leidenschaft für die kleinen Bäume in Schalen zur Profession gemacht und in Ferch mit Hilfe seiner Mutter und Schwester einen Japanischen Garten eingerichtet.
„Ist das zauberhaft“, bejubelt dort an diesem Tag ein Quartett älterer Damen die ausgestellte Bonsaipracht von Zieräpfeln und -kirschen, Fächerahornen und Azaleen aller Formen. Auch Kiefern – in Japan das Sinnbild für Beständigkeit – gibt es in Töpfen und in buschigen Formen. Wer von der aus Steinen arrangierten japanischen Felsenlandschaft inmitten des Teiches mit bunten Kois den exotischen Rundumblick genießen möchte, muss trittsicher sein: Auf runden Steinen führt der Weg übers Wasser zu dem Inselchen.
Von dieser Gleichgewichtsübung kann man sich in einem Pavillon erholen, dahinter ist Zubehör für die Bonsai-Zucht ausgestellt. Fast alles kann man bei Tilo Gragert auch kaufen. Dass der Japanische Botschafter oft bei ihm im Garten weilt und sich wie daheim fühlt, verrät der Bonsaigärtner aus Leidenschaft gern, sein Alter nicht. Der grüne Tee halte ihn jung, scherzt er – den und andere Erfrischungen gibt es im Teehaus seines Gartens.
Frischen Pflaumenkuchen und frischen Aal offeriert wenig später die Fontaneklause in der Zelterstraße in Petzow, am nordwestlichen Ufer des Schwielowsees. Am Ende der Straße, in der vor einigen Häusern selbstgemachte Konfitüren und Säfte, Äpfel und Tomaten die Spaziergänger zum Kauf locken, liegt verlassen das ehemalige Gutshaus derer von Kähne. Von dem geplanten Umbau zur Luxusherberge ist das verfallende Schlösschen im Tudorstil noch weit entfernt. Dafür locken „Wege zum Glück“, so steht es auf einem Plakat am Eingang zum Gutspark Petzow, nach seinem Schöpfer Lenné-Park genannt. Der ausgedehnte 1838 angelegte Landschaftspark zieht sich am Schwielowsee entlang, mit einer Badestelle und einem weiteren See in der Mitte sowie verschiedenen historischen Parkgebäuden wie der Alten Schmiede. Die macht heutzutage mit ihren Rindsrouladen der nahen Fontaneklause Konkurrenz.Heidemarie Mazuhn
Schloss Caputh: Straße der Einheit 2, Schwielowsee, Ortsteil Caputh. Dienstag bis Sonntag von 10-17..30 geöffnet.
Altmanngarten: Geschwister-Scholl- Straße 33, Caputh, Donnerstag bis Sonntag, 10-18 Uhr, Eintritt frei. Information: Seidler, Telefon: 033209-846 73.
Japanischer Bonsaigarten: Fercher Straße 61, Schwielowsee, Ortsteil Ferch, bis Oktober Dienstag bis Sonntag, 10-18 Uhr, Telefon: 033209-72161, Eintritt: Erwachsene 2, Kinder bis 14 Jahren 1 Euro.
Gutspark Petzow: Eintritt frei.
Nach Caputh kann man mit der Regionalbahn fahren. Der Bus 607 fährt vom Hauptbahnhof Potsdam rund um den See bis Petzow und zurück.
Heidemarie Mazuhn
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