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Von Alexander Fröhlich: Aufbauhelfer stürzt über Party-Affäre

Sparkassenchef Josef Marckhoff vom Amt beurlaubt / Schadensersatzansprüche werden geprüft

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Neuruppin - Der Ostprignitz-Ruppiner Sparkassenchef Josef Marckhoff muss seinen Posten räumen. Das hat gestern der Verwaltungsrat des kreiseigenen Geldinstituts in einer Sondersitzung beschlossen und damit auf die Affäre um die private Feier zu Marckhoffs 60. Geburtstag auf Kosten der Bank reagiert. Landrat Christian Gilde (SPD) erklärte als Vorsitzender des Verwaltungsrats, das Vertrauensverhältnis zwischen dem Gremium und dem Bankchef sei irreparabel zerstört.

Zudem würden mögliche Schadensersatzansprüche gegen den vorerst beurlauben Bankchef geprüft, sagte Gilde. Die von Marckhoff erst am Dienstag auf Druck der Verwaltungsrates zugesagte Rückzahlung von 30 000 an die Sparkasse für die Feier sei damit hinfällig. In zwei Wochen werde Marckhoff offiziell abberufen. Der Vertrag mit ihm laufe noch bis zum Jahr 2013. Über mögliche Abfindungen wollte sich der Landrat nicht äußern.

Den Ausschlag für den gestrigen Beschluss gab allerdings nicht allein die noble Party Ende Mai in den Räumen der Sparkasse für knapp 55 000 Euro. Tatsächlich hatte Marckhoff – nach Darstellung des Landrats – bereits im März den Personalausschuss getäuscht, als dieser Kosten für eine Doppel-Feier zum 160-jährigen Jubiläum der Bank und zum 60. Geburtstag des Vorstandsvorsitzenden absegnete. Dem Landrat zufolge hat Marckhoff eine Summe von 30 000 Euro für eine Kundenveranstaltung unter Berufung auf den Ostdeutschen Sparkassenverband als üblich dargestellt. Gestern nun hielt auch Gilde Rücksprache mit dem Verband und zeigte sich bitter enttäuscht: „Mit keiner Silbe ist diese Summe bestätigt worden.“

Ein weiterer gewichtiger Grund für die Abberufung des nach der Wende aus dem Münsterland als Aufbauhelfer nach Ostprignitz-Ruppin geholten Bankers ist dessen mieses Krisenmanagement. Sowohl der Verwaltungsrat als auch die politischen Spitzen des Kreises hatten von ihm eine Entschuldigung gefordert – um weiteren Schaden von der Bank abzuwenden. Schließlich rangiert die Sparkasse mit Sitz in Neuruppin unter den Top-Ten der öffentlich-rechtlichen Geldinstitute in ganz Ostdeutschland. Zudem ist der Ruf Neuruppins nach zahlreichen Korruptionsaffären als „Klein Palermo“ reichlich ramponiert. Doch in einem Schreiben an den Landrat bedauerte der Bankchef lediglich die von ihm ausgelösten Irritationen, von Selbstkritik war darin laut Gilde keine Spur. Statt wie der Landrat, gegen den die Staatsanwaltschaft ebenso eine anonyme Anzeige wegen Untreue prüft, die Flucht nach vorn anzutreten, hüllt sich Marckhoff weiter in Schweigen.

Hinzu kam schließlich die aus den Spitzen der Kreispolitik öffentlich gemachte Behauptung Marckhoffs, die Mitarbeiter hätten ihn zu der Nobel-Party überredet und er sich aus der Planung herausgehalten. Aus dem Kreistag ist von einer Schutzbehauptung die Rede. Landrat Gilde sagte schlicht: „Der Betriebsfrieden ist nun nachhaltig gestört.“

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